Hendrik Pfeiffer: Mit neuer Motivation ins neue Jahr

08.11.2016

Er war Glückspilz und Pechvogel und stiller Held – und alles in diesem einen Jahr: Hendrik Pfeiffer hat 2016 wirklich fast alles mitgemacht. Geradezu sensationell qualifizierte er sich bei seinem Marathon-Debüt für die Olympischen Spiele in Rio. Bei der Europameisterschaft in Amsterdam ging er angeschlagen im Halbmarathon an den Start und musste aufgeben. Schließlich fällte Pfeiffer wegen seiner anhaltenden Achillessehnenprobleme die schwierigste und bitterste Entscheidung seiner Karriere: Olympia-Absage, Rio-Verzicht – und stattdessen eine Operation. Seine Begründung brachte Pfeiffer im Sommer viel Beifall und Zustimmung ein. Er vertrete schließlich auch sein Land, hatte er gesagt. Da wolle er sich nicht angeschlagen an die Startlinie stellen, nur um sich seinen persönlichen Traum von den fünf Ringen zu erfüllen. Nun lebt Pfeiffer weiter für seinen Traum, und sein Verein TV Wattenscheid glaubt an ihn – der Vertrag mit dem Inhaber des Deutschen U23-Rekordes im Halbmarathon wurde jetzt um zwei Jahre verlängert.
Hendrik Pfeiffers Fuß-Operation liegt inzwischen rund drei Monate zurück. „Ich bin noch immer mittendrin im Reha-Aufbau“, sagt der Wattenscheider, der noch ein paar Wochen bis zum Einstieg ins reguläre Lauftraining warten muss. Weihnachten ist der Zeitpunkt, den er selber im Blick hat: „Wieder laufen können – wenn nur das unter meinem Tannenbaum liegt, bin ich zufrieden. Im Moment nutze ich ein spezielles Laufband, auf dem ich sozusagen mit verminderter Schwerkraft laufen kann, weil ich nur 60 Prozent meines Körpergewichts einsetzen muss. Die Ärzte sagen mir, dass das Ganze eine langwierige Sache ist. Ein bisschen was ist noch zu tun.“
Mit seinem Leichtathletik-Jahr ist Hendrik Pfeiffer trotz der Rio-Absage nicht einmal unzufrieden: „Ein Olympia-Aus tut jedem weh. Aber ich habe im Grunde durchweg nur positive Reaktionen darauf bekommen, dass ich das so gehandhabt habe. Unterm Strich bin ich froh, dass ich ein sehr gutes Marathon-Debüt plus die EM- und Olympia-Qualifikation auf der Habenseite verbuchen kann.“ Nun schaut Pfeiffer nach vorn und freut sich auf neue Herausforderungen im neuen Jahr: „Im Frühjahr und auch im Sommer will ich verstärkt auf der Bahn in Erscheinung treten. Ich brauche die Unterdistanzen auch, um mich im Marathon zu verbessern.“ Die 42,195 Kilometer bleiben also die große Leidenschaft – und so überrascht es wenig, dass Pfeiffer fürs kommende Jahr bereits einen Marathon dick im Kalender markiert hat: In Köln würde er im nächsten Herbst gern seinen zweiten Marathon bestreiten. Und auch wenn das noch ziemlich weit weg ist, schielt der Wattenscheider bereits jetzt auf die Qualifikation für die Europameisterschaft 2018 in Berlin. Die Zwangspause war bitter, sie war eine Qual. „Aber sie hat auch meine Motivation gesteigert“, sagt Hendrik Pfeiffer.