DM 2015: Hoffnung auf sieben bis acht Medaillen

22.07.2015

Wenn am kommenden Wochenende die besten Leichtathleten Deutschlands nach 2008 wieder in Nürnberg aufeinander treffen, muss der TV Wattenscheid auf viele seiner Leistungsträger verzichten. „Wir haben in diesem Jahr sehr viel Verletzungspech. Unsere halbe A-Mannschaft ist ausgefallen“, sagte TV-01-Manager Michael Huke am Mittwoch auf der Pressekonferenz beim Wattenscheider Hauptsponsor Stadtwerke Bochum. „Wir werden sicher nicht die Masse an Medaillen holen wie 2008. Aber damals gab es nur eine Einzel-Goldmedaille, das sollten wir überbieten können“, prognostizierte er. Der frühere Sprinter rechnet mit insgesamt sieben bis acht Medaillen. „Wir haben viele junge Leute dabei, die überraschen könnten“, so Huke. Besonders schwer wiegen die Ausfälle von Medaillenkandidaten wie Malte Mohr (Stabhochsprung), Christian Blum (Sprint), Esther Cremer (400 Meter), Pamela Dutkiewicz (100 Meter Hürden) oder auch Eleni Gebrehiwot (Langstrecke).
In Person von Sosthene Moguenara schickt der TV Wattenscheid – und zwar schon am Freitag – eine aussichtsreiche Titelkandidatin in den Weitsprung-Wettbewerb, der diesmal nicht im Stadion stattfindet, sondern direkt in der Nürnberger Innenstadt am Hauptmarkt. „Ich springe zwar lieber im Stadion, aber ich bin super motiviert und gut drauf“, sagt die Hallen-EM-Zweite, „die Mädels sind in diesem Jahr alle stark, aber ich will den Titel gewinnen.“ Damit wäre ihr die WM-Qualifikation für Peking (22. bis 28. August) endgültig sicher.
Über 100 Meter Hürden möchte Eva Strogies ebenfalls um den Titel mitmischen. Die Fünfte der Universiade hält sogar die WM-Norm von 12,95 Sekunden für möglich: „Ich brauche dafür perfekte Bedingungen“, sagt sie. „Auf jeden Fall will ich Cindy [Roleder, LAZ Leipzig] ärgern und bei ihr mithalten.“ Unterstützung erhält sie dabei von ihrer Teamkollegin Monika Zapalska, die kürzlich an der U23-Europameisterschaft in Tallinn teilnahm. „Das war eine coole Erfahrung, auch wenn ich nicht ganz zufrieden war“, sagt die Nachwuchs-Hürdensprinterin, „ich bin als Fünfte gemeldet, also wäre eine Top-Fünf-Platzierung optimal“.
Ein weiterer aussichtsreicher Nachwuchsathlet ist der 1500-Meter-Läufer Marius Probst, der in Tallinn sehr überzeugend seinen Vorlauf gewann. Nach einer offenbar missglückten Behandlung beim Physiotherapeuten konnte er im Finale nicht an seine Leistung anknüpfen. In Nürnberg will er sich zurückmelden: „Vorne gibt es eine breite Masse, die den Titel gewinnen kann. Ich bin einer davon. Die Top Sechs ist mein erstes Ziel, aber eine Medaille ist durchaus möglich“, prognostiziert er. Aus seiner Trainingsgruppe sind auch Jonas Beverungen und Jan Hense mit dabei. Beverungen, der mit seiner bisherigen Saison nicht ganz zufrieden ist, will unter die ersten acht kommen. „Das Gute bei einer DM ist, dass es egal ist, was man vorher geleistet hat“, sagt der Mittelstreckler. Ganz anders sieht es bei Hense aus, der zuletzt seine Bestleistung um satte 20 Sekunden drücken konnte und mit der DM-Quali sein Ziel schon erreicht hat: „Die Norm kam schon überraschend. Warum soll ich nicht noch mal überraschen?“
Bei den Damen schickt der TV 01 über 1.500 Meter Denise Krebs ins Rennen, die 2008 in Nürnberg den Titel gewann. „Es war mein erster Titel bei den Aktiven. Die Erinnerung daran gibt mir Kraft“, schildert Krebs, die viele Monate lang unter schwerem Eisenmangel litt, „es wird wieder besser. Jetzt will ich es im Vorlauf gut machen.“
Über 800 Meter steht die Überraschungssiegerin der Deutschen U23-Meisterschaft Janine Lins im Wattenscheider Aufgebot. „Ich will das Selbstbewusstsein durch den Titel mitnehmen und hoffe aufs Finale“, sagt Lins. Ebenfalls dabei sind Christina Zwirner und Sonja Mosler, die auch das Finale anpeilen. „Meine Trainingszeiten sind viel besser als die Zeiten meiner Wettkämpfe“, berichtet Zwirner, „ich hoffe, dass der Knoten in Nürnberg endlich platzt.“ Mosler, die erst seit sechs Wochen mit Spikes trainiert, möchte die Deutsche Meisterschaft als Vorbereitung auf das kommende Jahr mitnehmen: „Ich habe mir zu Beginn des Jahres eine schnellere Zeit vorgenommen. Jetzt denke ich Schritt für Schritt und lege den Fokus auf 2016“. Dennoch traue sie sich eine Zeit von 2:05 oder 2:06 Minuten zu.
Das männliche 800-Meter-Pendant Moritz Helsper freut sich auf die Atmosphäre in Nürnberg. „Ich habe richtig Bock in so einem Stadion vor vielen Tausend Leuten zu laufen“, strahlt der Mittelstreckler, obwohl die Vorbereitung nicht optimal verlief: Beim Jubel über eine neue Bestleistung seines Vereinskollegen Marius Probst riss er sich zwei Außenbänder.
Traditionell stark ist der TV Wattenscheid auf den Sprintdistanzen. Bei den Männern kommt der Titelverteidiger über 100 und 200 Meter sowie mit der 4x100-Meter-Staffel aus Wattenscheid. Für Robin Erewa, den Vorjahressieger über 200 Meter, ist sein Ziel damit klar. „Gold, alles andere ist Blödsinn.“ Respekt hat er allerdings vor seinem Teamkollegen Julian Reus, der im letzten Jahr die 100 Meter gewann und zudem neuer Deutscher Rekordhalter auf dieser Strecke wurde. Doch Erewa gibt sich selbstbewusst: „Julian zu schlagen, das wird natürlich schwer. Er war der letzte Deutsche, der mich schlagen konnte. Aber ich will die Revanche.“ Beide haben über 200 Meter schon die WM-Norm in 20,49 Sekunden unterboten. Der Sprint-Oldie Alexander Kosenkow fährt zuversichtlich nach Nürnberg, wo er über 100 und 200 Meter sowie mit der Staffel antreten will. „Eine Einzelmedaille ist vor allem über 100 Meter drin“, sagt er. Nach der unglücklichen Staffel-Disqualifikation bei der U23-EM will es Maximilian Ruth nun besser machen: „Wir haben im Winter den DM-Titel mit der Staffel geholt. Jetzt wollen wir das wiederholen.“ Über 100 Meter will er seine Bestzeit von 10,44 Sekunden unterbieten.
Bei den Damen wagt Christina Haack den Doppelstart über 100 und 200 Meter. Im letzten Jahr wurde sie jeweils Sechste. „Bisher sind meine Zeiten eher schlecht, aber ich gehe davon aus, dass in Nürnberg eine deutliche Steigerung kommt“, sagt die Sprinterin, „das Training lief gut, die Doppelbelastung sollte kein Problem sein.“
Nach längerer Krankheit hat sich 400-Meter-Läuferin Maike Schachtschneider wieder erholt. „Ich will in Richtung Bestleistung laufen und vielleicht sogar in den Bereich der B-Kader-Norm kommen“, sagt die Nachwuchsläuferin, die in Tallinn „nur“ als Staffel-Ersatzläuferin dabei war, „trotzdem konnte ich da noch ganz andere Eindrücke sammeln als bei einer DM, auch wenn ich nicht gelaufen bin.“
„Alles oder nichts“ heißt es für Daniel Jasinski im Diskuswurf. Bis auf 31 Zentimeter hat er sich der WM-Norm von 65,00 Metern bereits angenähert. „Ich habe seit längerer Zeit Probleme im Fuß, Knie und Rücken und deswegen einen Trainingsrückstand. Aber ich stelle mich“, berichtet der Zwei-Meter-Mann. Eine Medaille liegt in Reichweite.
Ebenfalls um eine Medaille kämpfen will Kugelstoßerin Denise Hinrichs. „Ich habe in diesem Jahr noch eine relativ schwache Leistung stehen. Deshalb muss ich jetzt auf die Meisterschaft setzen.“ Hinter Christina Schwanitz kommen für sie fünf Athletinnen für eine Medaille in Frage. Im Hochsprung der Damen nimmt sich Nadja Kampschulte einen guten Wettkampf vor. „Es sind einige gute U23-Athletinnen dabei. Deswegen ist eine Prognose schwierig. Aber meine 1,80 Meter aus diesem Jahr sind noch nicht das, was ich erwarte“, sagt sie.
 
Der Weitsprungwettbewerb in der Innenstadt mit Sosthene Moguenara wird am Freitag ab 18.15 Uhr auf leichtathletik.de

http://www.leichtathletik.de/termine/top-events/dm-2015-in-nuernberg/dm-2015-live/

 per Livestream übertragen. Außerdem sendet die ARD am Samstag von 17 bis 19 Uhr, das ZDF meldet sich am Sonntag von 15.30 bis 17 Uhr aus Nürnberg.
 
Zeitplan: Link
 

 

 

 

 

Pressekonferenz des TV Wattenscheid bei den Stadtwerken Bochum (Foto: Kristina Steffens)