EM 2014: Staffeln mit Wattenscheider Beteiligung im Finale

16.08.2014
Der Oberschenkel hat gehalten – Julian Reus und Alexander Kosenkow stehen mit der deutschen 4x100-Meter-Staffel im Finale der Europameisterschaften von Zürich. 38,15 Sekunden – vorlaufschnellste Zeit für das deutsche Quartett mit dem angeschlagenen Wattenscheider Startläufer Reus, Sven Knipphals (Wolfsburg), Wattenscheids Kurvenass Kosenkow und Lucas Jakubczyk (Berlin). Die DLV-Sprinter liefen damit nahe an den Deutschen Rekord (38,02 sec) heran.
Besonders Julian Reus war erleichtert, dass die Mannschaft morgen im Endlauf (17.05 Uhr) dabei ist – und dass sein Oberschenkel gehalten hat. „In den zehn Sekunden, in denen man sprinten muss, sprintet man. Da hat man keine Zeit darüber nachzudenken. Da hämmert man die Bahn runter“, machte Reus deutlich, dass die Verletzung, wegen der er unter der Woche noch den 200-Meter-Start abgesagt hatte, keine ernsten Probleme mehr macht. Noch mehr freute sich Reus aber über den flotten Staffellauf: „Wir wollten die Briten etwas unter Druck setzen. Jetzt geht es darum, noch ein paar Hundertstel herauszukitzeln. Wir waren letztes Jahr schon schnellste europäische Staffel in Moskau. Man kann auch mit einer guten Zeit Zweiter werden, aber man sollte sich schon Gold als Ziel setzen. Wenn man gewinnen will, muss man wieder eine Top-Leistung abrufen.“ Allerdings kann beim Staffellauf auch immer etwas schief gehen, weiß der Wattenscheider: „Da ist noch was drin, wobei es auch ein schmaler Grat ist.“
Auch der zweite Wattenscheider, Alexander Kosenkow, warnt: „Wenn man risikoreich agiert, läuft man auch schneller. Das kann gut gehen, kann aber auch nicht gut gehen. Heute im Vorlauf haben wir aber eine sichere Nummer gewählt, weil wir alle gut drauf sind und nichts riskieren wollten. Wir haben einen lockeren Job gemacht und uns bei den Wechseln Platz gelassen.“ Der 37-jährige Kurvenläufer und Silbermedaillengewinner von den europäischen Titelkämpfen 2012 ist über die Jahre keinesfalls müde geworden: „Die Aufregung ist dieselbe wie vor 15 Jahren. Das gehört zum Leistungssport dazu.“ Apropos Silbermedaille: Bei der EM in Barcelona vor vier Jahren gab es Bronze, vor zwei Jahren in Helsinki die besagte Silberplakette. Auf einem Armband haben die deutschen Sprinter schon mal eingetragen: Bronze, Silber… Gold. Ein bisschen träumen dürfen sie nach dem klasse Rennen schon. Großbritannien, die Schweiz, Frankreich, Italien, Polen, Portugal und die Niederlande werden da etwas gegen haben.
 
Auch ohne Esther Cremer lief es: Die 4x400-Meter-Staffel der Frauen ist im Finale. 3:30,39 Minuten reichten, um als viertschnellste Staffel des zweiten Vorlaufes als insgesamt sechstschnellstes Quartett ins Finale (morgen 15.22 Uhr) einzuziehen. Dabei verzichtete der DLV sogar noch auf die Deutsche Meisterin Esther Cremer vom TV Wattenscheid, die im Finale aber dazustoßen wird. Für den Lauf ihrer Kolleginnen hatte Cremer nur Lob übrig: „Ich finde, das haben sie sehr souverän gemacht. Schade, dass es nicht der dritte Platz geworden bist. Aber sie haben das gut gemacht und die Zeit ist auch in Ordnung.“ Die Gegner im Finale: die Ukraine, Russland, Großbritannien, Frankreich, Polen, Italien und Belgien. „Es ist relativ eng. Nach den Vorläufen ist es schwierig einzuschätzen, weil viele Läuferinnen geschont wurden“, sagt die Wattenscheiderin, die sich zu Medaillenaussichten vorsichtig äußert: „Das wird sehr schwer werden. Aber wir wollen uns nicht abschreiben lassen. Ich möchte ein gutes Rennen und einen schönen Abschluss machen.“