Goldene Tage in Leipzig!

19.02.2017

An diese Deutschen Hallen-Meisterschaften werden sich die Athleten und Verantwortlichen des TV Wattenscheid 01 noch lange erinnern: in der Arena Leipzig hat es an diesem Wochenende Leistungen von Wattenscheider Athleten gegeben, mit denen niemand gerechnet hat – im positiven Sinne.
Insgesamt gab es zehn Medaillen, darunter fünf aus Gold.

Einen perfekten Lauf legte Pamela Dutkiewicz hin: am Ende standen mit 7,79 Sekunden ein neuer Meisterschaftsrekord, der zweite Platz in der Weltjahresbestenliste und natürlich die Goldmedaille samt deutschem Meistertitel. Noch im Vorlauf wäre die Wattenscheiderin fast gestürzt – um dann völlig unbeeindruckt im Finale der dominanten Hürdensprinterin der letzten Jahre in Deutschland, Cindy Rohleder, die persönliche Bestzeit lief, keine Chance zu lassen. Danach gab es erst mal völligen Unglauben über die eigenen Fähigkeiten und Tränen auf der Ehrenrunde. „Mittlerweile ist es so, dass Pamela mich nach dem Lauf fragt, was sie denn gemacht habe – sie selbst bekommt das gar nicht mit, so fokussiert ist sie. Und so entspannt“, sagte Trainer Slawomir Filipowski über seinen langjährigen Schützling. „Ich war vor dem Vorlauf viel nervöser als dann im Finale“, sagte die neue Deutsche Meisterin. Monika Zapalska kam auf einen guten vierten Platz – ein Topergebnis für das junge große Talent in einem so starken Endlauf.
Gold gab es auch für den Wattenscheider Neuzugang Erik Balnuweit über die 60 Meter Hürden – den mittlerweile sechsten und fünften Meistertitel in Folge über diese Strecke für den gebürtigen Sachsen. Balnuweit zeigte trotz einer Fuß-OP vor ein paar Monaten und für ihn eher mittelmäßigen Zeiten in den ersten Wochen der Hallensaison eine Leistung, die keine Fragen offen ließ: ein souveräner Vorlauf und dann ein Finale mit 7,62 Sekunden im Ziel – Saisonbestleistung für den sympathischen Hürdensprinter. „Ich freue mich vor allem darüber, dass ich das Vertrauen, dass der TV Wattenscheid in mich gesetzt hat, schon mal mit einer ersten Medaille zurückgezahlt zu haben“, sagte ein sichtlich entspannter Balnuweit nach seinem Erfolg.
Ein hochüberlegenes Rennen zeigte 1500-Meter-Läufer Marius Probst. Der junge Wattenscheider hängte sich an Mitfavorit Florian Orth und überspurtete den Kontrahenten dann auf den letzten 200 Metern locker. Am Ende war es dann die Goldmedaille – und gleichzeitig auch die Norm für die Hallen-EM in Belgrad Anfang März. 3:41,40 Minuten lief Probst, das war eine Befreiung für den Schützling des Wattenscheider Lauf- und Cheftrainers Tono Kirschbaum. Zuletzt war Probst immer ganz knapp an der Norm vorbeigelaufen. Und fair war der Sieger nach dem Rennen auch noch: „Ohne Florian Orth hätte ich so eine gute Zeit bei einem Meisterschaftsrennen nicht geschafft“.
Über die 200 Meter der Männer hieß es fast „Business as usual“: auch dieser Titel ging wie (fast) immer nach Wattenscheid. Favorit Robin Erewa lief dabei nicht nur einfach zu Gold und Meisterschaft: mit 20,52 Sekunden lief er auch gleich die zweitbeste Zeit, die jemals ein Deutscher in der Halle über die 200 Meter gerannt ist (Rekord: 20,42; Sebastian Ernst, TV Wattenscheid 01, 2011). Bronze holte in diesem starken Rennen Maurice Huke mit genau 21 Sekunden.
Gold gab es dann zum Abschluss in Leipzig im letzten Rennen der Meisterschaften auch für die 4 mal 200-Meter-Staffel der Männer. Robin Erewa, Maurice Huke, Carlo Weckelmann und Maximilian Ruth liefen eine starke 1:24,83 – Weltjahresbestzeit für eine 4 x 200-Staffel, damit steht der TV Wattenscheid 01 in diesem Ranking jetzt vor der USA-Nationalstaffel. Die Sprint-Staffel der Frauen wurde nach einem Fehler beim Lauf disqualifiziert.
Über die 60 Meter der Männer standen die Zeichen für den TV Wattenscheid 01 vor den Deutschen Hallenmeisterschaften eher schlecht: in den letzten Jahren hatten Christian Blum und Julian Reus den Titel jeweils unter sich ausgemacht – und beide fehlten. Reus wegen zu hoher Belastungen durch die Bundeswehr, Christian Blum wegen einer langwierigen Verletzung der Achillessehne. Der fünffache 60-Meter-Hallenmeister Christian Blum sah dann aber als Gast in der Arena Leipzig, dass ihm nicht bange sein muss um seine Nachfolge beim TV Wattenscheid 01: Maurice Huke und Robin Erewa holten in einem Herzschlagfinale jeweils Silber und Bronze über die kurze Sprintstrecke. Obwohl beide eher als Favoriten über die 200-Meter-Hallenrunde nach Leipzig gefahren waren. Am Ende liefen beide mit 6,68 Sekunden im Finale persönliche Bestzeit – mehr kann man nicht wollen bei Deutschen Meisterschaften. Obwohl Erewa am Ende ein bisschen traurig war: „Wenn man schon so schnell ist, dann will man auch weiter vorne sein“, sagte der Sprinter nach dem Rennen.
Silber holte Denise Krebs über 1500 Meter. Die Mittelstrecklerin war zufrieden, auch wenn sie mehr draufgehabt hätte als die 4:24,34 Minuten, die am Ende auf der Uhr stehen. „Aber es ist ein Meisterschaftsrennen, da wollte ich meine Stärke zum Schluss ausspielen, sonst wäre ich allein gelaufen, das war die richtige Entscheidung.“
Bronze gab es für Malte Mohr im Stabhochsprung – der ehemalige deutsche Hallen-Meister kam auf 5,48 Meter und hatte einen Fehlversuch weniger als der Viertplatzierte.
Ohne Medaillen blieben die Werfer des TV Wattenscheid 01. Nicht schlimm: U-18-Weltmeisterin Julia Ritter hat bei ihrem ersten Start bei den Erwachsenen gleich das Finale erreicht und einen guten achten Platz belegt. 16,01 Meter standen am Ende für die junge Wattenscheiderin auf dem Tableau. Das war zwar nicht ganz die Saisonbestleistung – aber für Ritter, Jahrgang 1999, doch ein Erfolg. Bei nur einem Fehlversuch legte sie eine konstante Serie hin. Hanna Meinikmann, noch ein Jahr jünger als Julia Ritter, sollte Erfahrungen sammeln – so wollte es Trainer Miroslav Jasinski. Am Ende gab es einen zehnten Rang mit 14, 69 Metern. Leonid Ekimow wurde mit 17,32 Metern bei den Männern Elfter.
Edelmetall verpasst hat auch Christina Zwirner – die 800-Meter-Läuferin wurde in ihrem Finale Sechste. Zwirner war enttäuscht nach dem Rennen: „Bis zur Marke 650 Meter war ich gut dabei, aber dann haben die Beine zugemacht.“
Keshia Kwadwo kam ins Halbfinale über die 60 Meter – als A-Jugendliche. Für die junge Wattenscheiderin galt es erst einmal, die Atmosphäre zu schnuppern, die bei den großen Erwachsenen-Wettkämpfen so herrscht. Was dem Toptalent gut gefallen hat: „Das war richtig cool, die vielen Zuschauer feuern hier einfach jeden an – und dann kommen auch gute Zeiten dabei raus.“ Das stimmt: 7,36 Sekunden brauchte Kwadwo für die 60 Meter, das war persönliche Bestzeit für sie – und ein sehr achtbarer sechster Platz im Halbfinale.
Einen achten Platz schaffte Maike Schachtschneider über die 400 Meter – ein kleiner Trost für die junge Viertelmeilerin: mit 55,25 Sekunden lief die Wattenscheiderin persönliche Bestzeit im B-Finale.
Im Hochsprung der Frauen kam Viktoria Gottlieb auf den fünften Rang, mit 1,80 Metern, knapp unter ihrer persönlichen Bestleistung. Ein zufriedenstellendes Ergebnis für die junge Springerin, die von Sabine Braun trainiert wird. Im Weitsprung schaffte es Lisa Kurschilgen auf den 10. Platz.