Hallen-DM Dortmund: 15 Wattenscheider kämpfen um die Medaillen

18.02.2021

Stell Dir vor, es sind Deutsche Meisterschaften und keiner geht hin. Die Corona-Pandemie macht es nötig, dass auch die Deutschen Hallenmeisterschaften der Leichtathleten am Wochenende in Dortmund ohne Zuschauer stattfinden.
Und auch ohne einige Athleten, die einen Start eigentlich verdient hätten, weil sie in diesem Winter gute bis sehr gute Hallenleistungen abgeliefert haben. Aber: wer aus dem letzten Corona-Sommer keine Zeit, Weite oder Höhe stehen hat, ist jetzt nicht startberechtigt.
Das gilt zum Beispiel für die junge Wattenscheider Weitspringerin Jovanna Klaczynski, die der TV Wattenscheid gern gemeldet hätte.
„Das ist eine große Ungerechtigkeit, wir sehen das sehr kritisch“, sagt denn auch der Manager des TV Wattenscheid 01, Michael Huke. Wie er überhaupt die diesjährigen Hallenmeisterschaften kritisch sieht: „Das wird eine schwierige Meisterschaft, es gab keine richtige Vorbereitung, nur wenige Wettkämpfe, man weiß nicht, wer ist wie gut. Wir werden fast, bis auf den Sprint, nur Endkämpfe sehen, weil nur so wenige Athleten dabei sein dürfen. Aber wir haben schon ein paar heiße Eisen im Feuer, auch wenn das dieses mal wirklich schwer einzuschätzen ist.“

Der TV Wattenscheid 01 geht mit einem für seine Verhältnisse winzigen Team in die „Deutschen“. Fünfzehn Athleten kämpfen am Samstag und Sonntag um die Medaillen, einige andere mussten schon im Vorfeld absagen. Zum Beispiel Pamela Dutkiewicz-Emmerich, die an einer Entzündung der Bizeps-Sehne im Oberschenkel laboriert, Sprinter Philipp Trutenat (Wadenprobleme) oder Neuzugang Patrick Schneider (Zerrung), der eigentlich über die 400 Meter an den Start gehen wollte.

Die, die dabei sind, haben sich viel vorgenommen. Zum Beispiel der Freiluft-Meister über die 1500 Meter, Marius Probst. Der hatte in dieser Hallensaison auch erst zwei Wettkämpfe, in einem lief er über die 800 Meter die Norm für die Hallen-EM, im einzigen 1500-Meter-Wettkampf musste er mit Achillessehnen-Problemen aufgeben. Jetzt ist allerdings alles wieder gut, ein letzter Belastungs-Test am Donnerstag lief positiv. Dementsprechend offensiv geht Marius Probst die Meisterschaften an: „Ich bin fit und zuversichtlich. Ich habe draußen den Titel geholt, ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich liefe nicht um Gold. Das Ziel sind aber auf jeden Fall die ersten drei Plätze. Es laufen vier, fünf richtig starke Jungs, das wird schwer. Deswegen rechne ich auch nicht noch mit der Hallen-EM-Norm für mich, das wird ein taktisches Rennen.“

Ebenfalls als Meisterin an der frischen Luft tritt Hochspringerin Christina Honsel in Dortmund an – und hat sich ein klares Ziel gesetzt: „Ich möchte gerne Bestleistung springen und damit dann auch Gold holen.“ Honsel führt die Meldeliste für die Deutschen Meisterschaften an, ist also Favoritin. Gar nicht so leicht: „Die Konkurrenz schläft natürlich nicht und ich weiß auch, dass alle gut drauf sind. Aber im Wettkampf fokussiere ich mich dann komplett auf mich.“ Die Corona-Pandemie hat in der Vorbereitung auch Christina Honsel stark eingeschränkt: „Was das Training angeht, eigentlich noch nicht mal so viel, was aber fehlt, sind die Wettkämpfe. Die sind einfach nicht da. Ich hatte genau einen richtigen Wettkampf vor den Deutschen Meisterschaften, sonst sind das fünf oder sechs.“

So geht das auch Kugelstoßerin Julia Ritter: „Ich hab mir vorgenommen, dass es auf jeden Fall zündet. Bei den ersten zwei Wettkämpfen hat es noch nicht so geklappt, wie ich mir das vorgestellt habe, technisch war das mehr als katastrophal. Ich hoffe, dass es technisch jetzt besser klappt und ich meine Kraft bündeln kann. Eine Medaille wäre schon schön, weil es ja auch ein Heimspiel ist, mal bei uns in der Region und nicht immer in Leipzig.“ Ihr Ziel: die 18-Meter-Marke. Aber auch die Werfer brauchen eigentlich Publikum: „Die Stimmung ist schon komisch, gerade in der Halle ist dann kein Mensch auf den Rängen.“ Zum Glück, sagt Julia Ritter, sei aber auch Vereinskollegin Hanna Meinikmann mit dabei, da könne man sich gegenseitig motivieren.

Dieses Glück hat Neuzugang Jessie Maduka nicht. Die Dreispringerin muss sich in ihrem Wettkampf ohne Unterstützung von Vereinskolleginnen durchschlagen – will aber auf jeden Fall aufs Treppchen, ihre Leistungen zuletzt lassen diese Ansage durchaus zu. Obwohl sie dabei realistisch bleibt – und vielleicht zu bescheiden: „Ich würde gern Silber holen, mit einer guten Leistung“, sagt Jessie Maduka.