WM 2015: Es lebe der Altmeister

30.08.2015

Er ist der Mann, den viele Experten schon nicht mehr auf der Rechnung hatten für diese WM: Kosenkow. Alexander Kosenkow. Sprinter mit der Lizenz für die Kurve. Seinen Ruf als exzellenter Kurvenläufer hat er sich bereits im vergangenen Jahrtausend aufgebaut. In Peking war er mit seinen 38 Jahren der älteste Athlet im Kader des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Und doch lebt er nicht vom Ruhm vergangener Tage – sondern von der Power, mit der er nach wie vor durch die Kurve jagt.
Im Olympiastadion von Peking war der Wattenscheider Teil einer der erfolgreichsten Sprint-Staffeln der deutschen WM-Geschichte. Platz vier in 38,15 Sekunden. Lächerliche zwei Hundertstel von der Medaille entfernt, mit der man eine noch größere Geschichte geschrieben hätte. Als die Deutschen noch von Platz fünf ausgehen mussten – vor der Disqualifikation des US-Quartetts also – haben sie sich gefreut wie die Blagen über einen unerwarteten Sommerregen. Aber Platz vier? So knapp vorbei? Julian Reus, der deutsche Startläufer vom TV Wattenscheid, wird seine Zeit brauchen, um die Enttäuschung abzuschütteln, die mit dieser grandiosen Leistung auch verbunden ist. Reus, mit Kosenkow amtierender Staffel-Vizeeuropameister, war schon vor zwei Jahren WM-Vierter mit der 4x100-Meter-Staffel. Vierte Plätze können nerven.
Ein bisschen anders die Gefühlslage beim Routinier mit der Kurven-Lizenz. Alexander Kosenkow räumt zwar ein: „Wir waren mit dem fünften Platz schon sehr zufrieden, als der auf der Anzeigetafel aufgeblinkt ist. Nach der Disqualifikation der Amerikaner war beim einen oder anderen aber schon die Enttäuschung zu sehen, weil es so knapp war. Da ist die Stimmung etwas umgeschlagen. Die Medaille war greifbar nah.“ Dennoch: Es war eine starke Leistung. Mannschaftsleistung. Und die Wechsel: allererste Sahne! „Ich bin super glücklich“, sagt Kosenkow dann auch, „wir haben das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben – 38,10 bis 38,15 Sekunden zu laufen. Es war in dem Stadion und bei der Kulisse nicht einfach, direkt neben der chinesischen Staffel zu rennen. Es war ein großer Fight und es hat Spaß gemacht. Alle Mann zusammen haben wir einen super Job abgeliefert.“ Nun zeigt der Altmeister keinerlei Ermüdungserscheinungen, weswegen er auch ohne Zögern vom kommenden Jahr spricht, dem Olympiajahr: „Dann heißt es wieder: Neues Spiel, neues Glück.“ Mit Deutschland ist zu rechnen. Mit Alexander Kosenkow auch.