DM Dresden: TV Wattenscheid 01 mit Jugend und Erfahrung

Das neue Wattenscheider Stadion, der Sportpark Lohrheide, ist mit den deutschen U18/U20-Meisterschaften und den FISU World University Games eingeweiht – jetzt können die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften kommen. Ab Donnerstag finden die nationalen Meisterschaften statt - allerdings in Dresden, wo es auch ein schönes Leichtathletik-Stadion gibt. Heute, am Dienstag, beging der TV Wattenscheid 01 Leichtathletik e.V. seine traditionelle Pressekonferenz vor den Deutschen Meisterschaften, wie gewohnt in den Räumlichkeiten des Hauptsponsors der Wattenscheider, den Stadtwerken Bochum. Der Sprecher der Geschäftsführung der Stadtwerke, Frank Thiel, gab den Athletinnen und Athleten des TV 01 die besten Wünsche mit auf den Weg nach Dresden. Den Anfang macht am Freitagabend, beim wie im letzten Jahr ausgelagerten 5000-Meter-Rennen, Nils Voigt. Der Langstreckenläufer des TV 01, im Mai bereits Deutscher Meister über die 10.000 Meter, wäre lieber am Samstag oder Sonntag gelaufen. „Trotzdem hoffe ich auf möglichst viele Zuschauer und Zuschauerinnen. Man will ja auch als 5000-Meter-Läufer Teil der Deutschen Meisterschaften sein.“ Nils Voigt hat eine längere Krankheitsphase hinter sich: „Nach dem Europacup habe ich länger flachgelegen, es ist aber wieder gut. Die 5000-Meter-Konkurrenz ist sehr stark, ich will kämpfen und schauen, was dabei herauskommt. Einen Tag nach den Deutschen Meisterschaften beginnt dann die Vorbereitung auf einen Marathon im Herbst. Wo ich den laufe, ist noch nicht klar, aber klar ist, dass ich mich da auch international zeigen will, bei der Zeit muss es in Richtung 2:05, 2:06 Stunden gehen.“ Bei den 100-Meter-Sprintern des TV 01 ist diesmal ein ganz junges Talent mit dabei: U20-Athlet Alvin Mawumba hat sich die Teilnahme verdient, das Eigengewächs des TV 01 ist in dieser Saison eine 10,51 gerannt. „Ich habe überhaupt keinen Druck, ich lasse das alles auf mich zukommen“, sagt Alvin Mawumba, „ich bin einer der Jüngsten dort.“ Sprint-Kollege Julian Wagner hat dagegen ganz andere Intentionen: „Ich bin wieder auf einem guten Weg“, sagt der Neuzugang des TV 01, der in diesem Sommer in Dessau schon eine Zeit von 10,18 Sekunden auf die Bahn gebracht hat, „ich bin die schnellste Zeit seit zwei Jahren gesprintet. Aber ich bin auch nicht derjenige, der im Vorfeld große Töne von sich gibt. Mir geht es in Dresden darum, dass ich mich gut präsentiere und für die Staffel in Tokio empfehle.“ Dort finden auch noch die Weltmeisterschaften statt. Gute Zeiten sind in Dresden eher nicht zu erwarten, gerade im Sprint, die Wetter-Aussichten sind schlecht. Das kümmert Sprinter und Staffel-Kollege Kevin Ugo nicht: „Ich war schon früh in der Saison verletzt, hatte Rückenprobleme, habe viel Alternativ-Training gemacht – und trotzdem läuft es im Moment sehr gut im Training. Ich bin sehr zuversichtlich, schnell zu laufen. Außerdem habe ich bei Deutschen Meisterschaften eine gute Serie, ich hoffe, dass es weit nach vorn gehen kann.“ Das hofft auch Julien Kelvin Clair, der Teil der TV 01-100-Meter-Staffel ist: „Ich hatte mal gute und mal schlechte Phasen in diesem Jahr, aber die letzten Wochen liefen gut“, sagte der 22-jährige. Das gilt auch für den erfahrensten Wattenscheider Sprinter. Michael Bryan war zuletzt zum trainieren in den USA – für sechs Monate, die Wettkampf-Ergebnisse des 33-jährigen dort konnten sich sehen lassen. Jetzt hofft der Deutsch-Amerikaner auf gute Deutsche Meisterschaften. Über 100 Meter wird in Dresden auch Jolina Ernst am Start stehen – obwohl die U23-Sprinterin ihre Saison-Höhepunkte schon hinter sich hat. Mit den jeweiligen deutschen Staffeln holte sich Jolina Ernst erst eine Medaille bei der U23-EM in Bergen (Norwegen) und dann in Wattenscheid bei den FISU World University Games. Dazu kam ein starker fünfter Platz im EM-Einzel-Finale. „Jetzt in Dresden will ich deshalb meinen Spaß haben und versuchen, vorne mitzulaufen“, sagte sie am Dienstag, „Tokio ist nicht unbedingt mein Ziel in diesem Jahr, aber wenn es mit einem Staffelplatz noch klappt…“ Sicher dabei bei den Weltmeisterschaften in Tokio ist wohl 400-Meter-Mann Manuel Sanders. Der Langsprinter des TV 01, wie Julian Wagner in diesem Jahr zum Club in blau und weiß gestoßen, hatte bei der Staffel-WM in China in diesem Jahr mit der deutschen Mixed-Staffel die Qualifikation für Japan geschafft. „Deswegen habe ich jetzt vor den Deutschen Meisterschaften noch einmal ein großen Trainingsblock eingelegt. Das ist eigentlich unüblich, mitten aus dem Training bei der DM an den Start zu gehen. Aber ich bin trotzdem zuversichtlich, vorn mitzulaufen.“ Das mit der Zuversicht stimmt auch für den anderen 400-Meter-Neuzugang, Jonas Breitkopf: „Bisher lief es nicht so gut in diesem Jahr, ich hatte Rückenprobleme und meinen Master zum Grundschullehrer beendet. Aber jetzt bin ich frei, es geht wieder besser. Ich gehe locker da rein und habe Bock drauf, eine gute Zeit zu laufen.“ Das gilt ebenso für Verena Meisl, die über 1500 Meter an den Start gehen wird – und von ihrem Trainer Markus Kubillus eine sehr gute Form attestiert bekommen hat. Dennoch: „Mal schauen, wer überhaupt alles läuft, aber der Blick geht natürlich immer in Richtung Podest. Über 1500 Meter ist von Anfang an immer alles möglich“, sagte die Bronzemedaillen-Gewinnerin des Vorjahres. Weit weg vom Podest in Dresden sieht sich dagegen Joyce Oguama, die mit einem fünften Platz bei den FISU World University Games im Lohrheidestadion überzeugen konnte und vor zwei Monaten ihre persönliche Bestleistung auf 62,02 Meter hochschrauben konnte. „Der Diskuswurf der Frauen in Deutschland ist Weltklasse. Da sind sechs Frauen mit WM-Bestätigungs-Norm. Da kann ich nur genießen, so einen Wettkampf machen zu dürfen. Mit den Top-8 wäre ich also schon sehr zufrieden.“ Vielleicht wird es auf längere Sicht der letzte Wettkampf in Deutschland sein. Joyce Oguama geht für ein Masterstudium in die USA. Ein Studium in Deutschland mit dem Sport zu vereinen, sei dort viel einfacher, die Wertschätzung des Sports viel höher, konnte sich die Diskuswerferin einen Seitenhieb auf die deutsche Sportförderung nicht verkneifen. Eine Erfahrung, die auch Luisa Deeken machen musste. Die Hochspringerin hat soeben ihr Lehramts-Studium für die Grundschule beendet. „Da ist eine große Last von mir abgefallen“, sagt die Wattenscheiderin, „jetzt fühle ich mich sehr gut vorbereitet für das Wochenende, will Spaß haben und die Atmosphäre genießen.“ Vielleicht fallen an diesem Wochenende dann endlich auch die ersehnten 1,80 Meter: „Mal sehen, es könnte sein, dass ich mir die für Dresden aufgespart habe.“ Was für die einen ein Erfolg, wäre für andere eine bittere Niederlage: Christina Honsel will wie immer bei Deutschen Meisterschaften die Gold-Medaille im Hochsprung. Und das nach einer sehr langen Saison, angefangen im Frühling mit Diamond-League-Starts in China und Doha. „Einladungen dahin sind eine große Ehre“, sagt Christina Honsel, „aber ich habe auch gemerkt, dass es schon sehr viele Wettkämpfe waren. Nach Paris habe ich dann erst einmal eine Pause gemacht. Auch für den Kopf.“ Es hat gewirkt: In London wurde sie mit Saisonbestleistung Dritte, bei miesem Wetter. „Also gehe ich mit positiven Erinnerungen an Regen und Sturm nach Dresden“, so Honsel, „die Konkurrenz ist stark, ich will an meine Saisonbestleistung anknüpfen. Ich hatte noch nie eine so beständige Sommer-Saison. Bis Tokio habe ich noch ein paar Wettkämpfe und ich bin dankbar, dass ich bisher gut durchgekommen bin. Die Deutschen Meisterschaften in Dresden sind am Samstag und Sonntag ausverkauft. „Das ist der wichtigste Termin für die Qualifikations-Normen der Weltmeisterschaften“, sagt denn auch TV 01-Manager Michael Huke, „mit einem ersten oder zweiten Platz und einer erfüllten A-Norm ist man eigentlich sicher dabei, auch wenn das Nominierungsende erst Mitte August ist. In Dresden fällt dazu noch eine ganz andere Entscheidung, die für den TV Wattenscheid eine große Bedeutung hat. „Wir hoffen auf deutsche Meisterschaften im nächsten Jahr in Wattenscheid, im neuen Lohrheidestadion. Ich kenne in Deutschland keine vergleichbare Anlage“, sagt Michael Huke.

Ingo Knosowski (TV Wattenscheid 01)

7/30/20251 min read