EM 2016: Swarte donderdag

08.07.2016

Enttäuschung für Wattenscheids Sprinter Julian Reus. Der schnellste Mann Deutschlands hat in Amsterdam das EM-Finale über 100 Meter verpasst. 10,22 Sekunden war Reus schnell – genau so schnell wie Bruno Hortelano, Zweiter des dritten Halbfinales. Doch das Zielfoto entschied zu Gunsten des Spaniers, der direkt ins Finale einzog, während Reus ausschied. „Die Enttäuschung ist groß. Aber ich darf den Kopf jetzt nicht in den Sand stecken. Morgen sind die 200 Meter und dann geht es weiter“, sagte Reus in der Mixed-Zone zu den deutschen Journalisten. „Morgen wird gekämpft und angegriffen. Aber natürlich muss ich da Zweiter werden“ Reus sagte, dass das nötige Glück gefehlt habe: „Es war der Lauf mit den deutlich schlechtesten Windbedingungen, aber das soll keine Entschuldigung sein. Ich hätte in dem Lauf weiterkommen müssen und muss das jetzt abhaken.“

Es war ein Tag, an dem fast gar nichts für die Wattenscheider lief – den Eindruck musste man haben. Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz gelang zwar, was Reus nicht gelang. Sie zog ins Finale ein. Doch hier prallte Dutkiewicz wie bei den Deutschen Meisterschafen direkt in die erste Hürde und stürzte – das Aus. „Ich habe die erste Hürde im Vorlauf ganz kontrolliert genommen. Das war relativ langsam. Ich habe mir gesagt: Wenn ich im Finale stehe, riskiere ich es“, sagte Dutkiewicz. Zu nah dran – das ist das Ergebnis der ersten Selbstanalyse. „Hürdenlauf ist abhaken und nochmal. Ich muss daran arbeiten, aber es nichts, was mich zweifeln lässt. Ich weiß, woran es liegt“, sagte sie und blickt nach vorne: „Ich nehme mit, dass ich bei meiner ersten Meisterschaft im Finale war. Aber es ist schade. Wäre ich da als Achte reingekommen, wäre es noch einmal etwas anderes.“ Beim Finaleinzug war das Glück da gewesen, das Reus wohl fehlte. 13,02 Sekunden war sie im Halbfinale über die 100 Meter Hürden schnell und wurde damit Zweite – der direkte Finaleinzug. Glücklich war es allemal, trotz der guten Zeit. Denn es schieden Hürdensprinterinnen aus, die unter 13 Sekunden geblieben war. Für die Olympischen Spiele heißt es jetzt: „Ich muss jetzt extrem powern. Slawo wird da ein paar Übungen hinkriegen.“

Sprinter Robin Erewa ist knapp in das Halbfinale über 200 Meter eingezogen. 21,05 Sekunden benötigte er für die Strecke. Nach dem Lauf übte er Selbstkritik und war überhaupt nicht zufrieden. „Jetzt gerade ist der Frust über die Zeit größer als die Freude über das Weiterkommen. 21,05 Sekunden – damit beschäftige ich mich normalerweise nicht mehr. Der Wind war stark, aber trotzdem darf da keine 21 mehr vor dem Komma stehen“, sagte Erewa. Die Halbfinals finden am morgigen Freitag um 18.50 Uhr statt. Die Norm für die Olympischen Spiele braucht Erewa auch noch. „Wenn ich ein komplett anderes Rennen laufe und so renne wie bei den Deutschen, dann könnte das noch machbar sein. Aber mit so einer Performance wie heute wird das eher schwierig“, sagte er. Die Leistung wollte er nicht darauf schieben, dass er angeschlagen ins Rennen gegangen war: „Wenn ich hier laufe, ist das keine Entschuldigung.“ Das Minimalziel Halbfinale hat Erewa aber erreicht. „Ich muss gucken, dass die Beine locker werden für morgen. Die anderen sind ausgeruht. Ich will einfach nur eine vernünftige Zeit laufen“, sagte Erewa.

Immerhin Daniel Jasinski war aus Wattenscheider Sicht souverän. Der Diskuswerfer hakte die geforderten 64 Meter in der Qualifikation im zweiten Versuch mit 64,89 Metern ab und gewann die Quali-Gruppe B. „Es war echt gut. Es war super Stimmung und wir hatten gute Bedingungen“, sagte Jasinski. Die Qualifikation hatte nicht im Stadion, sondern außerhalb auf dem Museumsplein mitten in der Stadt stattgefunden. „Der erste Wurf war etwas zu locker, der Zweite dann okay“, sagte der Wattenscheider. Übermorgen steht das Finale an – dann im Stadion.