Hallen DM: Vorfreude beim TV Wattenscheid 01

18.02.2020

Die Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig an diesem Wochenende können kommen: die Leichtathleten des TV Wattenscheid 01 gehen mit viel Zuversicht in die Wettkämpfe um die nationalen Titel am Samstag und Sonntag. Nach der virusbedingten Absage der Hallen-Weltmeisterschaften in China wartet jetzt der Indoor-Saisonhöhepunkt – aber nicht nur das.

„Die Hallensaison ist die Möglichkeit, über das neue Ranking-Verfahren Punkte für die Olympia-Qualifikation zu sammeln. Und in Tokio wollen wir möglichst viele Teilnehmer haben“, sagte TV 01-Manager Michael Huke heute auf der traditionellen Pressekonferenz vor den „Deutschen“ in den Räumlichkeiten des Hauptsponsors des TV Wattenscheid 01, den Stadtwerken Bochum.

Auf eine genaue Prognose für diese Titelkämpfe verzichtete Huke allerdings: „wir haben fünf Athleten, die in den Bestenlisten unter den besten vier sind. Dazu zwei Staffeln, die immer eine Chance haben und viele weitere gute Athleten am Start. Aber eine genaue Zahl an Medaillen sage ich diesmal nicht voraus. Eins aber ist klar: wir werden unseren Weg mit neuen und jungen Athleten weitergehen, das wird man auch in Leipzig sehen.“

Ein Medaillenkandidat ist auf jeden Fall 1500-Meter-Läufer Marius Probst. Der Wattenscheider steht auf Platz eins der deutschen Bestenliste im Moment, hat in diesem Winter eine persönliche Bestzeit hingelegt, die die Norm für die Hallen-WM in China gewesen wäre – und ist nach langer Verletzung wieder da. „Come back stronger, sage ich. Aber im Ernst: Ich bin lange noch nicht da, wo ich sein will“, sagte der ehemalige U23-Europameister, „ich war den ganzen Sommer verletzt, habe dann viel an mir gearbeitet, war im Trainingslager in Kenia. Die Grundlagen stimmen jetzt, aber die Schnelligkeit fehlt noch. Ich brauche noch ein bisschen Zeit.“ Deswegen ist Marius Probst auch froh, dass die Hallen-WM ausfällt und er sich in einem weiteren Trainingslager auf sein Fern-Ziel Olympia vorbereiten kann.

Über 3000 Meter geht Nils Voigt ins Rennen. Der Langstreckler hat sich eine Zeit vorgenommen, die nur ganz knapp über den acht Minuten liegt: „Ich will endlich mal ein 3000-Meter-Rennen laufen, das zu meinen anderen Leistungen passt“, sagt Voigt, „nach dem Kenia-Trainingslager hatte ich zuletzt ein paar Schwierigkeiten mit der Rückanpassung, also kann ich nur mein Bestes geben. Mein Ziel ist aber auf jeden Fall ein Top-Acht-Platz.“

Ganz andere Prioritäten hat da Lea Kruse: die Nachwuchs-Mittelstrecklerin ist zum ersten Mal bei Deutschen Meisterschaften der Erwachsenen dabei, über 1500 Meter: „Ich freue mich erst mal auf den Vorlauf, dann schau ich weiter. Vielleicht reicht es für das Finale. Aber ich bin froh über die Chance, mich bei den Erwachsenen präsentieren zu dürfen.“

Bei den Sprintern hofft man auf die schnelle Bahn in Leipzig. Robin Erewa, vielfacher Deutscher Meister über die 200 Meter, ist seine Hallenbestzeiten über die 60 Meter und die 200 jeweils in Leipzig gerannt: „das ist eine gute Piste, ich hab da schon ein paar Mal gewonnen. Nach einigen schlechteren Ergebnissen in dieser Saison werde ich über die 200 auf jeden Fall etwas anders machen. Ich bin zuversichtlich, dass wir da eine gute Leistung hinkriegen. Aber ich will auch zu den Olympischen Spielen, über die Einzelnorm, das ist das Ziel.“

Nicht ganz so positiv gab sich Philipp Trutenat, der seinen Schwerpunkt auf die 60 Meter legt: „das ist eben eine tückische Strecke und ich hatte zuletzt Probleme mit dem Start, vor allem im Wettkampf habe ich immer wieder kleine Fehler gemacht. In Leipzig will ich das, was im Training geht, auf die Bahn bringen, da muss auf jeden Fall mehr gehen.“

Noel Philippe Fiener ist da ein wenig entspannter – er steht derzeit auf Platz sechs der Meldeliste über die 200 Meter: „Das Finale ist also drin, ich will einfach so schnell sein wie es geht.“

Ganz knapp an den Top-3 kratzt dagegen Sprinterin Synthia Oguama – sie hält über die 200 Meter Rang vier in der Bestenliste. Und sie will sich in Leipzig zeigen: „ich habe den Trainer gewechselt und in den letzten Wochen einiges rausgehauen, scheinbar geht es für mich doch, in der Halle die 200 gut zu laufen. Ich weiß, was ich drauf habe, das haben die letzten Wettkämpfe gezeigt.“ Dabei lief ein Meeting für die junge Wattenscheiderin zuletzt in Leipzig eher bescheiden, aber das kratzt Synthia Oguama nicht: „die Generalprobe muss immer schiefgehen!“

Im Kugelstoßen der Frauen hat der TV Wattenscheid 01 gleich zwei Eisen im Feuer: Julia Ritter und Hanna Meinikmann. Beide hatten im letzten Sommer in Berlin das Finale erreicht – und so soll das auch in diesem Jahr sein, Julia Ritter könnte als zweitbeste der Saison auch um die Medaillen mit-stoßen. Hanna Meinikmann nimmt als frischgebackene Hochschulmeisterin dazu noch eine gehörige Portion Motivation mit nach Sachsen: „ich habe in dieser Saison schon meine persönliche Bestleistung in der Halle verbessert, den achten Platz von Berlin will ich auf jeden Fall verteidigen – und eine neue Hallen-Bestleistung sollte ich auch stoßen können.“

Im Weitsprung der Frauen wird Jovanna Klaczynski antreten. „Eigentlich lege ich meinen Fokus auf den Sommer“, sagt sie, „ich hatte mir vorgenommen, stärker und schneller zu werden, das hat geklappt, das sieht man meinen 60-Meter-Zeiten. Ich bin an der Leistung vom letzten Sommer dran, kann jetzt, denke ich, noch weiter springen. Aber ich mache mir keinen Druck, ich fühle mich gut.“

Druck ist dagegen bei Pamela Dutkiewicz immer da – und auch wenn sich die Top-Hürdensprinterin des TV Wattenscheid den nicht selbst macht, so kommt er doch oft genug von außen. Nach langer Verletzung arbeitet sich Pamela Dutkiewicz, wie sie selbst sagt, immer noch rein: „Hürdensprint ist komplex, da muss ein Zahnrädchen ins andere greifen. Ich habe fünfeinhalb Monate überhaupt kein Leichtathletik-Training gemacht und das merke ich. Es ist Wahnsinn, wie sehr das dann fehlt. Ich habe eine große Varianz bei den Zeiten. Ich mache Fehler wie seit der Jugend nicht mehr. Aber das beste Training, dass ich jetzt haben kann, sind Wettkämpfe, Wettkämpfe und Wettkämpfe, viele Wiederholungen, bis ich wieder da bin, wo ich mal war. Und in Leipzig laufe ich gern, das ist ein tolles Pflaster für deutsche Meisterschaften, das ist eine Bahn, auf die man gerne geht.“

Bei den Männern wird über die 60 Meter Hürden auch Erik Balnuweit auf diese Bahn gehen – der erfahrene Athlet, siebenmaliger deutscher Hallenmeister, hat gute Chancen auf einen Podestplatz: im Moment ist er der deutsche Hürdensprinter mit der zweitbesten Zeit in dieser Saison. Und vielleicht kann sich TV 01-Neuzugang Marius Lewald dann ein bisschen was abgucken. Der junge Wattenscheider Hürdenläufer steht auf Rang zehn der Meldeliste und sagt: „Ich habe meine Trainingsleistungen bisher noch nicht abgerufen.“ Vielleicht klappt das ja in Leipzig. Und wenn nicht – seine Zeit mag noch kommen. Der TV Wattenscheid 01 wird weiter auf die Jugend setzen.