Bock auf was Neues

06.10.2014
Maral Feizbakhsh hört auf. Die Wattenscheider 400-Meter-Läuferin beendet ihre sportliche Karriere und bereitet sich auf eine Laufbahn im Journalismus vor. Feizbakhsh arbeitet bereits bei Radio Bochum und den Ruhr Nachrichten, im Sommer unterstützte die studierte Medienwissenschaftlerin das EM-Team des ZDF in Zürich. Auf der Bahn war die 24-jährige Olympiateilnehmerin von London noch einmal DM-Fünfte in Ulm und Vizemeisterin mit der Wattenscheider 4x400-Meter-Staffel. Bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig hatte sie wie im Vorjahr den Staffel-Titel nach Wattenscheid geholt.
Zuletzt hat Leistungssport aber immer weniger Sinn für Feizbakhsh gemacht: „Ich habe mich die ganze Saison über gequält, es hat einfach nicht so funktioniert. Und am Ende leiden dann alle darunter. Nicht nur ich, auch mein Trainer, mein Umfeld. Es ist jetzt eine bewusste Entscheidung gegen den Leistungssport, weil ich einfach nicht mehr so motiviert bin.“ Schon vor einem Jahr hat die Wattenscheiderin ihr Studium beendet, das sie unter anderem nach London geführt hat. Nun peilt sie ein Volontariat an. Als Sportkommentatorin sieht sie sich eher nicht: „Das Feuilleton, das ist mein Ding!“ Neue Abenteuer warten, und Feizbakhsh freut sich: „Ich habe jetzt Bock auf was Neues, auf das normale Leben. Und ich muss mich erst mal an die Freiheit gewöhnen, die ich jetzt habe. Dass man auch mal abends rausgehen kann, was trinken – das ging doch früher gar nicht.“
Dennoch will Maral Feizbakhsh weiterhin regelmäßig ihre alte TV-01-Trainingsgruppe um Esther Cremer besuchen. „Ganz ohne Druck ein bisschen mittrainieren“, sagt sie, „wobei das ganze eher auf 100 und 200 Meter ausgerichtet sein soll.“ Die Stadionrunde, das ist einfach zu hart – und ab jetzt Geschichte für Feizbakhsh. Nicht ausschließen will sie, dass man sie irgendwann doch mal als Trainerin sieht: „Ich habe ja schon mal eine Schülergruppe betreut, arbeite gern mit Kindern.“ Wenn Maral Feizbakhsh jetzt auf ihre viel zu kurze Laufbahn zurückblick, denkt sie vor allem gern an viele Staffelrennen zurück. Das absolute Highlight: „Das war noch zu Jugendzeiten in Mainz, als wir völlig ungeplant den Titel in der Halle geholt haben.“ 2007 in Sindelfingen war das. Lange her.
Unvergessen natürlich auch ihr Hammer-Jahr 2012 mit der Olympia-Teilnahme als Krönung. Dabei sah es erst einmal gar nicht gut aus, als Feizbakhsh beim DM-Heimspiel in Wattenscheid einen Fehlstart produziert hatte. Ein Jahr, inszeniert als Achterbahnfahrt. „Da die Sache gut ausgegangen ist, kann ich heute darüber lachen“, meint sie. Denn sie wurde dann ja doch noch für die deutsche 4x400-Meter-Staffel nominiert: „Sportlich lief es zwar nicht so bei den Olympischen Spielen, natürlich hätten wir gern das Finale erreicht. Aber es war schon cool, vor 80.000 zu laufen.“ Und, nicht zu vergessen, vor einem Milliardenpublikum vor den Fernsehern der Welt. Olympia ist eben mit nichts zu vergleichen: „Und ohne den TV Wattenscheid 01 und meinen Trainer Slawo Filipowski hätte das nicht funktioniert. Schön, dass ich Olympia erleben durfte. Sonst hätte was gefehlt. Aber so konnte ich mir meinen Traum erfüllen.“