DM 2016: Kassel kann kommen

14.06.2016

Der TV Wattenscheid 01 will auch in diesem Jahr bei der Deutschen Leichtathletik-Meisterschaft in Kassel um einige Medaillen kämpfen. „Wir streben einen Korridor von sechs bis sieben Medaillen an“, erklärte TV-01-Manager Michael Huke am Dienstag auf der Pressekonferenz beim Wattenscheider Hauptsponsor Stadtwerke Bochum. „Wichtig sind uns auch in diesem Jahr vor allem die Platzierungen unter den besten Acht, weil wir diesmal einige junge Athleten dabei haben“, so Huke, „insgesamt sind wir im Nachwuchsbereich mit fünf Normerfüllern für internationale Meisterschaften besser aufgestellt als in den Jahren zuvor – und wir hoffen, dass sie zu den arrivierten Athleten dazustoßen können.“
Der arrivierteste Athlet im Wattenscheider Aufgebot ist 01-Sprintstar Julian Reus, der über die 100 Meter seinen Titel verteidigen will und auch in der Staffel antreten wird. In diesem Jahr ist er mit 10,07 Sekunden schon ganz in die Nähe seines eigenen deutschen Rekordes gelaufen. „Bei Meisterschaften geht es mir in erster Linie darum, zu gewinnen“, sagte Reus angesichts der nicht ganz so optimistischen Wetterprognosen für den kommenden Samstag. Ansonsten lässt er in diesem besonderen Leichtathletik-Jahr die weiteren Highlights auf sich zukommen: „Ich denke jetzt von Wettkampf zu Wettkampf.“ Ein Start über die 200 Meter sei in Kassel nicht geplant.
Anders sieht es bei Sprint-Routinier Alexander Kosenkow aus, der die EM-Norm über 200 Meter angreifen will. Mit seiner Saisonbestzeit von 20,70 Sekunden fehlen ihm dazu nur fünf Hundertstelsekunden. In Normalform wäre diese Zeit auch für Robin Erewa machbar, der vor fünf Jahren in Kassel seinen ersten deutschen Meistertitel feierte. „In diesem Jahr lief es bei mir noch nicht so rosig“, sagte Erewa, „die Konkurrenz ist sehr stark und der Titel steht bei mir nicht im Fokus. Ich will ein gutes Rennen laufen und mich vielleicht auf eine Zeit um 20,60 Sekunden steigern.“ Auch der zukünftige 400-Meter-Mann Kevin Ugo will den Schwerpunkt auf die 200-Meter-Distanz legen. „Letztes Jahr hatte ich einen Tiefpunkt und kann jetzt endlich zeigen, was ich drauf habe“, sagte der Sprinter, der nach langer Verletzungspause kürzlich neue Bestzeiten über 100 und 200 Meter aufstellte.
Ein Ausflug zu den „Großen“ steht für das erst 16-jährige Ausnahmetalent Keshia Kwadwo an. Sie wird in der Staffel antreten. „Ich will einfach befreit auflaufen und Spaß haben“, sagte Kwadwo, „für mich stehen noch mehr die Nachwuchs-Meisterschaften im Vordergrund, aber es ist eine gute Gelegenheit, Erfahrung zu sammeln.“
Im Weitsprung möchte Lisa Kurschilgen eine neue Bestleistung angreifen. „Die Saison war soweit in Ordnung, denn ich hatte keine optimale Vorbereitung. Ich habe mir keine bestimmte Platzierung vorgenommen, sondern möchte einfach nur weit springen“, sagte sie. Ähnlich sieht es bei Denise Hinrichs im Kugelstoßen aus. „ Ich hoffe, dass der Knoten in Kassel platzt und ich endlich wieder über 16 Meter stoße“, sagt Hinrichs, die in letzter Zeit nicht mehr an alte Stärke anknüpfen konnte, „meine Beine waren zu langsam, aber wenn ich den Rhythmus wiederfinde, ist schnell mal eine Steigerung von über einem Meter drin.“
Für Daniel Jasinski geht es in Kassel nicht nur um den Titel, sondern auch um einen Platz im Olympiateam. „Es geht bei uns im Diskuswurf sehr eng zu, da kann jeder vorne landen. Es gibt keine Favoriten und ich werde nicht plötzlich vergessen, wie das Diskuswerfen geht“, so der 67-Meter-Werfer. Der deutsche Meister ist mit erfüllter Olympianorm automatisch für Rio gesetzt.
Dieser Traum lebt auch bei der 1.500-Meter-Läuferin Denise Krebs, die zuletzt zu alter Stärke zurückfand. „Ich hatte eine traumhafte Vorbereitung, habe viel verändert und traue mir die Olympia-Norm definitiv zu. Im Vorlauf ist kein Angriff auf eine Norm geplant, aber ich denke, dass man für den DM-Titel unter 4:10,00 Minuten laufen muss“, meinte Krebs, die sich der EM-Norm von 4:09,00 bereits auf 21 Hundertstelsekunden nähern konnte. Ihr männliches Pendant Marius Probst, der sich in diesem Jahr ebenfalls der EM-Norm annäherte, kommt genauso wie Krebs für eine Medaille in Frage.
Um nicht weniger als Olympia geht es auch für Pamela Dutkiewicz über 100 Meter Hürden. Mit ihrer neuen Bestzeit von 12,85 Sekunden hat sie die Olympia-Norm bereits unterboten. Sie möchte im Auestadion ihren dritten Platz auf der Setzliste verteidigen: „Ich versuche, locker zu bleiben und es wie bei den Wettkämpfen zuvor zu machen. Die Saison lief schon viel besser als erwartet, da ich im Frühjahr lange Probleme am Oberschenkel hatte.“ Eine Medaille ist für die Hürdensprinterin in Reichweite, zumal sie von ihren Teamkolleginnen Monika Zapalska und Eva Strogies unterstützt wird. Zapalska steigerte sich in diesem Jahr bereits  auf starke 13,21 Sekunden. „Mein Ziel ist das Finale, und ich mache mir da gar keinen Kopf. Eine gute Zeit ist mir wichtiger als der Platz“, sagte sie. Eine starke Zeit möchte auch Eva Strogies erzielen. „Ich hatte eine super Vorbereitung und einen tollen Saisoneinstieg, aber eine Verletzung hat mich dann an der Schnelligkeitsarbeit gehindert. Zuletzt konnte ich aber wieder etwas mehr machen“, so Strogies.
Gespannt sein darf man, wie gut Esther Cremer ihre Fußprobleme in den Griff bekommt. Zurzeit befindet sie sich in ärztlicher Behandlung und ist in Normalform eine Medaillen- und Olympiakandidatin.
ARD und ZDF berichten am Wochenende live aus Kassel, auch Radio Bochum meldet sich an beiden Wettkampftagen mit Einblendungen aus dem Auestadion.