Hallen-DM 2016: Wattenscheid hofft auf sechs Medaillen

24.02.2016

Mit Hoffnungen auf sechs Medaillen reist der TV Wattenscheid zu den Deutschen Hallenmeisterschaften 2016 nach Leipzig. Wieder Leipzig – vor zwei Jahren gab es hier einen Regen aus Medaillen. „Wir hatten damals ein Highlight. Sieben Mal Gold – es wird dieses Jahr schwer sein, das zu brechen. Das schafft man vielleicht alle 20 Jahre. Wir haben trotzdem ein schlagkräftiges Team dabei. Mit sechs Medaillen können wir rechnen. Das ist das Minimalziel, dem wir uns stellen müssen. Und ich hoffe, dass da noch die eine oder andere hinzukommt“, sagte Manager Michael Huke heute Mittag bei der Pressekonferenz in den Räumlichkeiten des Hauptsponsors, den Stadtwerken Bochum.

Stadtwerke-Geschäftsführer Dietmar Spohn wünschte dem Wattenscheider Aufgebot viel Erfolg für die Wettkämpfe in Leipzig am kommenden Wochenende: „Ich drücke die Daumen. Letzte Woche war ich in Dortmund und habe ein bisschen den Spirit mitbekommen. Das wird in Leipzig nicht anders sein.“

Sprint-Hallenrekordler Julian Reus muss sich vor allem vor interner Konkurrenz in Acht nehmen. „Angst brauche ich nicht zu haben. Ich muss mich darauf konzentrieren, meinen Job zu machen. Über 60 Meter darf man keine Fehler machen. Man darf nicht mit der absoluten Sicherheit da hingehen, aber mit Selbstvertrauen und einem guten Gefühl“, sagte Reus mit Blick auf Sprinter Christian Blum. Der zweite schnelle Wattenscheider ist Reus‘ schärfster Konkurrent um den Titel. Momentan muss sich Reus den Rekord (6,53 sec) noch teilen. Daran, alleiniger Rekordhalter zu werden, denkt er aber nicht, sagte er: „Mein Ziel ist es, drei gute Rennen zu machen. Es kann sein, dass man 6,53 läuft. Es kann sein, dass man 6,56 läuft. Es kann sein, dass man 6,50 läuft. Das wird man am Samstag dann auf der Uhr sehen.“ Kommt es zum Duell zwischen Julian Reus und Robin Erewa über 200 Meter? Julian Reus ließ einen Start über die Hallenrunde offen. „Die Frage werde ich am Samstagabend beantworten können, je nachdem wie ich mich fühle“, sagte Reus.

„Julian ist herzlich willkommen über 200. Ich würde mich freuen, wenn ich mich für Nürnberg revanchieren kann. Gegner sind da, um gegen sie zu laufen“, verteilte Titelverteidiger Robin Erewa eine Einladung an Julian Reus. Am Sonntag will Erewa noch den Staffeltitel holen – nicht gegen, sondern mit Reus. „In der Staffel sind wir gut aufgestellt“, sagte auch Maximilian Ruth, der im Einzel über 60 Meter ins Finale will: „Ich habe mich gegen gute Konkurrenz gut geschlagen, aber der perfekte Lauf war noch nicht dabei. Ich hoffe, dass ich ihn in Leipzig zeigen kann.“

Die dreiköpfige Hürden-Fraktion des TV Wattenscheid 01, mit Pamela Dutkiewicz an der Spitze, hat geschlossen eine Chance auf das Finale. In 8,08 Sekunden über die 60 Meter Hürden ist Dutkiewicz zweitbeste Deutsche und nach ihrer Medaille im Vorjahr und der schweren Bänderverletzung, die sie sich hinter dem Zielstrich geholt hatte, wieder in Form. „Da denke ich heute gar nicht mehr dran“, erzählte Dutkiewicz von der Leidenszeit. Bei 8,06 Sekunden liegt die Hallen-WM-Norm. Auch wenn ein Start bei der WM nicht zur Debatte steht – die Sommersaison geht vor – hofft die Hürdensprinterin, dass die Norm fällt: „Das wäre mental vor allem sehr schön, wenn man so eine Norm abhaken kann. Ich glaube, ich kann unter 8,06 Sekunden bleiben.“ Als Meldezweite hinter Cindy Roleder (7,96 sec) ist Silber das Ziel, aber: „Niemand ist unschlagbar. Das ist auch der falsche Ansatz, wenn ich so in den Wettkampf gehe und damit rechne, dass Cindy mir wegläuft. Ich probiere alles. Silber wäre klasse, hinter mir ist es auch eng.“ Monika Zapalska ist mit 8,23 Sekunden Sechste. „Ich will noch einmal eine bessere Zeit laufen und weiß, dass ich das kann. Ich gucke eher auf die Zeit als auf die Platzierung“, sagte Zapalska. Eva Strogies (7., 8,24 sec) ist noch nicht ganz in Tritt gekommen. Umzug, Universität und Ungeziefer im Hals waren die Störfaktoren im Winter bei der Wattenscheiderin. „Es ist tagesformabhängig. Das Finale ist das Ziel und im Finale kann alles passieren. Ich bin ein Wettkampftyp“, sagte Strogies.

Stabhochspringer Malte Mohr kämpft sich derzeit ebenfalls zurück. 5,20 Meter hat der Hallen-Vizeweltmeister derzeit stehen. Nach einem katastrophalen Jahr machte Mohr deutlich, wie schwierig der Weg zurück ist. „Ich hatte mir es eigentlich auch anders vorgestellt. Es ist ein bisschen ein Geduldsspiel geworden. Es gibt mehrere Faktoren, warum ich noch nicht höher gesprungen bin. Es fehlen noch Sicherheit und das Gefühl für die Wettkämpfe“, sagte Mohr. Warum Mohr auch ohne Medaillenambitionen mitspringt? „Irgendwann muss man ja anfangen. Man braucht die Wettkämpfe, um die Sicherheit wiederzufinden. Da muss man durch. 5,80 Meter sind etwas unrealistisch, aber ich habe viel mehr drauf als 5,20 Meter. Über 5,50 Meter zu springen halte ich für möglich“, sagte Mohr.

Auch Esther Cremer ist nach Verletzung zurück. Die 400-Meter-Läuferin geht in der Halle auf den 200 Metern an den Start. Ganz die Alte ist Cremer noch nicht. „Ich konnte nicht da weitermachen, wo ich aufgehört hatte. Es wurde aber von Woche zu Woche besser. Eine schnelle Zeit ist mir wichtiger als eine Medaille. Wenn ich Bestzeit laufe und vor mir drei Sprinterinnen sind, dann ist das halt so“, sagt die Dritte der Liste, die auch Staffel mit dem TV Wattenscheid läuft.

1.500-Meter-Läufer Marius Probst ist motiviert, aber nicht ganz fit: Eine Erkältung hat den Meldefünften zurückgeworfen. „Noch steht nicht fest, ob ich laufe. Der letzte Formtest war ziemlich gut, aber ich habe mich nicht gut gefühlt“, sagte Probst. Um eine Medaille will auch Denise Krebs mitrennen. Vierte ist sie momentan – will das aber nicht bleiben. „Vierte zu werden, wäre doof, wobei man sagen muss, dass die ersten beiden wohl fehlen. Ich wünsche mir ein schnelles Rennen, aber keiner wird es wohl schnell machen“, sagte Krebs, die in einem klassischen Meisterschaftsrennen ihre Spurtstärke ausnutzen will: „1.200 Meter mitschwimmen und die letzten 300 noch was machen!“

Altmeister Alexander Kosenkow fällt mit Achillessehnenproblemen aus. „Wir sehen ihn hoffentlich im Sommer bei der Ausscheidung zu den Olympischen Spielen“, sagte Huke. Nicht dabei sind auch die Nachwuchsathletinnen Julia Ritter und Keshia Kwadwo. Beide nehmen bei einem Länderkampf in Italien teil. „Sich international messen zu können, ist sehr erfreulich“, sagte Huke.

Die Spitzensportler des TV Wattenscheid 01 im Hause des Hauptsponsors Stadtwerke Bochum (Foto: TV01)