Jugend-DM: Vier Highlights

06.08.2014

Viele Highlights wird es bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Wattenscheid geben – und auch die Hausherren vom TV Wattenscheid wollen Edelmetall bei ihrem Heimspiel absahnen. Schließlich gibt es das nicht alle Tage, dass die Wattenscheider mit der Straßenbahn zur DM fahren könnten. Ein Quartett hat da bei der U20 beste Chancen.

Hochsprung, männliche U20:
Wenn der Hochsprung mit Wattenscheids Falk Wendrich am Sonntag um 11.55 Uhr beginnt, steht den Zuschauern in der Lohrheide einer der spannendsten Wettkämpfe der dreitägigen Meisterschaften bevor. Drei deutsche Nachwuchshochspringer – alle etwa auf dem gleichen Level. "Ich denke, dass das Niveau unter den U20-Hochsringern sehr hoch ist", sagt Wendrich, der bei seinem Titel vor zwei Jahren praktisch konkurrenzlos war. Jetzt sieht das anders aus. Größter Konkurrent ist Tobias Potye vom FC Aschheim, der schon 2,22 Meter übersprungen hat und Philipp Erfurth (LAC Erdgas Chemnitz) mit 2,16 Metern. Nicht am Start ist der Silbermedaillengewinner von Ulm, David Nopper (2,21m). "Meine beiden Konkurrenten sind in diesem Jahr auch schon sehr hoch gesprungen", bemerkt der Fünfte von Eugene Wendrich. Daher gilt: "Derjenige, der das Quäntchen mehr Leistung bringt, wird gewinnen. Man hat ja auch schon in Eugene gesehen, dass die Anzahl von Fehlversuchen unglaublich viel ausmacht." Tobias Poyte war in den meisten Springen bislang vorne. In Eugene hat sich Wendrich dann eindrucksvoll zurückgemeldet. Mit 2,22 Metern. "Da bin ich endlich wieder richtig hoch gesprungen. So langsam komme ich wieder in die Form von 2012", glaubt der 19-Jährige. Der bei Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen trainierende Wendrich ist eindeutig in aufsteigender Form. Wenn es dann am Ende doch nur Bronze würde? Mit einer guten Höhe wäre Wendrich auch mit dieser Medaillenfarbe zufrieden, sagt er – aber nachdem er im Vorjahr den Titel verloren hatte, indem er verletzt nicht an den Start gehen konnte, will er wieder Gold holen.
 
1.500 Meter, männliche U20:
In der Halle holte er Silber, bei der U23-DM dann überraschend Gold. Marius Probst greift auch in Wattenscheid wieder nach Edelmetall. Der Dritte der Meldeliste will vorne angreifen. "Ich hoffe, dass ich Julius Lawnik diesmal länger ärgern kann. Aber ich will auf jeden Fall eine Medaille holen, welche Farbe ist erstmal egal." Probst rechnet mit einem extrem taktischen 1.500-Meter-Rennen. Das würde ihm vermutlich in die Karten spielen. Seine Schlussrunde ist gefürchtet. "Doch auch, wenn es schnell wird, kann ich auf jeden Fall um eine Medaille mitrennen", meint er und verweist auf die Startliste, wo er hinter Abdi Uya Hundessa (LC Mengerskirchen) und dem Magdeburger Lawnik auf Rang drei rangiert.  "In Osterode und Mannheim habe ich gezeigt, dass ich die Konkurrenz in Schach halten kann", sagt Probst. Die Saison lief für ihn bislang bilderbuchmäßig. Früh deutlich unter 3:50 Minuten gelaufen – bei 3:47,88 Minuten liegt seine Bestzeit. Dann der Titel bei den Junioren. "Das war schon überraschend", gibt Probst zu. Nur zur Junioren-WM ging es nicht – dafür war Probst nicht schnell genug. Dafür hat er in Ulm nochmal viel Erfahrung gesammelt. Er ist topfit, wenn es auf die dreidreiviertel Runden geht. Eigentlich liebt es der Athlet von Markus Kubillus, wenn die Meisterschaften auswärts sind. "Dann ist die ganze Mannschaft dabei und feuert einen an." Doch auch Wattenscheid hat seinen Reiz. Die Familie und viele Freunde werden da sein. „Ich hoffe, dass mich das pusht." Das hat man nicht alle Tage.
 
Sprint, männliche U20
"Ich möchte auf jeden Fall eine Medaille holen", sagt Peter Adjayi. Dabei hat der schnellste Wattenscheider Jugendliche sogar Chancen auf zwei Medaillen: über 100 Meter am Freitag und mit der 4x100-Meter-Staffel des TV 01 am Sonntag. 10,54 Sekunden hat Adjayi stehen. Die Norm für die U20-WM verpasste er damit um Haaresbreite. Sie lag bei 10,52 Sekunden. In der Lohrheide will Adjayi erstmal ins Finale rennen, hier rennt er dann mit einem engen Ausgang: Sechs Sprinter haben eine Zeit unter 10,60 Sekunden stehen. Der Wattenscheider steht damit an Position zwei, hinter Sebastian Schürmann (10,51 sec, Preußen Münster), aber vor Lucien Aubry (10,57 sec, LC Erlangen), der die 60 Meter in der Halle für sich entschieden hatte. Doch der Heimvorteil, der soll Adjayi, der von „seiner Saison“ spricht, beflügeln: "Ich kenne die Bahn, kenne hier jeden Hüppel, bin hier bei Schnee, Regen und Hitze gelaufen. Das macht schon viel aus." Und auch die Familie und Freunde sollen ihm Auftrieb geben. Traditionell hat der TV Wattenscheid auch immer eine starke Sprintstaffel am Start. Diese liegt vor den Titelkämpfen auf Rag drei. Peter Adjayi ist damit der einzige Wattenscheider, der realistische Chancen auf zwei Medaillen hat.
 
Kugelstoßen, weibliche U20:
Der Virus hat Laura Jokeit zum Glück verschont, nicht aber ihr Handy. Mobil war Jokeit vor der Jugend-DM nur ganz schlecht zu erreichen. Sie ist die Medaillenhoffnung der Wattenscheider in der weiblichen U20. Die Zwölfte von Eugene hat an den Wettkampf in den USA, bei dem sie gern weiter gekommen wäre, einen Haken gemacht und blickt nach vorne. Es fällt ihr nicht schwer, sich nach dem internationalen Höhepunkt für den nationalen Höhepunkt wieder zu motivieren. "Ich bin auf jeden Fall motiviert. Ich habe in Wattenscheid noch was vor", sagt sie und meint die Titelverteidigung. Die als Eliteschülerin ausgezeichnete Kugelstoßerin hatte den Titel vor einem Jahr in Rostock schon geholt – damals war es der erste Wettkampf für die Blau-Weißen. Erwartet wird ein Duell mit Diana Steinhoff, die mit einer Menge Wut im Bauch aus Jena ins Ruhrgebiet anreisen dürfte. Sie musste trotz Norm bei den Weltmeisterschaften zuschauen. 15,50 Meter hat Steinhoff bereits weit gestoßen. 16,10 Meter zauberte die Wattenscheiderin dagegen schon auf das Tableau. In Eugene und in Ulm haben beide parallel gestoßen. Mit minimalen Vorteilen für Jokeit. 15,33 Meter stieß sie in drei Versuchen weit, Steinhoff kam in sechs Durchgängen auf 15,32 Meter. Doch bei dieser Weite wird es wohl diesmal nicht bleiben. Am Samstag um 14.10 Uhr geht es los. Alina Kenzel, zweitbeste Deutsche in diesem Jahr, fehlt.