Sprint: Maurice Huke beendet Karriere

12.10.2022

Irgendwann kommt für jeden Leichtathleten und jede Leichtathletin dieser Punkt im Leben, irgendwann ist diese Entscheidung zu treffen. 
Für den Wattenscheider Sprinter Maurice Huke ist der Moment gekommen, zu sagen: Ich höre auf.
„Das war ein längerer Prozess, der echt reifen musste. Man wacht ja nicht morgens auf und sagt sich, heute ist mit dem Leistungssport Schluss“, sagt Maurice Huke. 
29 Jahre ist er jetzt, ein Alter, in dem für viele andere Kurzstreckler noch nicht unbedingt „Feierabend“ ist. 
„Aber mein Leben drumherum hat sich stark geändert. Ich bin vor fünf Monaten Vater geworden, das ist schon ein anderer Alltag mit dem Kleinen, wir haben spontan ein altes Haus gekauft, das umgebaut werden muss. Und neben dem Sport habe ich auch immer noch gearbeitet (bei der Friedrich Picard GmbH), nicht so wie die meisten meiner Konkurrenten“, erzählt Maurice Huke, „dadurch habe ich mir immer viel Stress mit dem Zeitmanagement gemacht. Aber irgendwann muss man Prioritäten setzen. Zum Glück hat mir mein Umfeld jetzt Kraft gegeben, einen Schlussstrich zu ziehen.“ 
Vor zwei Jahren stand die Entscheidung, aufzuhören, schon einmal an. Aber Maurice Huke gab sich noch einmal einen Ruck, wechselte beim TV Wattenscheid die Trainingsgruppe, zurück zu seinem Jugendtrainer Slawomir Filipowski. Das gab noch einmal einen Motivationsschub und eine Persönliche Bestleistung über die 100 Meter (10,32 Sekunden).
Jetzt aber ist endgültig Schluss – mit einer Träne im Knopfloch, wie man so schön sagt: „Die Leichtathletik war immer Teil meines Lebens, ich bin damit aufgewachsen, ich glaube, ich war schon mit einem Jahr immer in der Halle, wenn mein Vater trainiert hat oder Wettkämpfe hatte“, so Maurice Huke. 
Vater Michael Huke, heute Manager des TV Wattenscheid 01 Leichtathletik e.V., war in den Neunziger Jahren einer der prägenden deutschen Sprinter.
Seine eigene Karriere sieht Maurice Huke vielleicht etwas zu kritisch: „Ich habe keinen einzigen deutschen Einzeltitel gewonnen, das war aber immer mein Ziel“, sagt er, „dafür gab es diverse Silbermedaillen.“
Ganz so erfolglos war Maurice Huke denn aber doch nicht. Im Gegensatz zum Vater holte er sich eine internationale Medaille. Bronze gewann er vor vier Jahren mit der deutschen National-Staffel bei der Staffel-WM in Yokohama. Deutsche Meistertitel mit der Sprint-Staffel gab es zuhauf, drinnen wie draußen, zuletzt in diesem Sommer in Berlin.
Und manchmal ist eben Silber wie Gold, auch für einen „Sprinter im Ruhestand“, dessen Stärken vor allem auf den 200 Meter lagen. „Das ist eins meiner schönsten Erlebnisse, Deutsche Hallenmeisterschaften Leipzig 2017. Ich komme über 60 Meter mit Ach und Krach überhaupt in den Zwischenlauf, schaffe es als Letzter ins Finale und renne dann zu Silber. Das werde ich nicht vergessen.“