U20-EM 2015: Mission Medaille

08.07.2015

Kai Köllmann will Edelmetall. Am liebsten zweimal. Der Wattenscheider Sprinter hat richtig Bock auf die Europameisterschaft im schwedischen Eskilstuna.
Wenn es um Zielsetzungen geht, braucht Kai Köllmann nicht viele Worte. „Finale“, antwortet er auf die Frage nach dem Mindestziel über 200 Meter.
Welche Zeit? „20,95.“
Und das reicht zu welchem Rang? „Ich glaube, damit geht es langsam Richtung Medaille.“
Das Finale sollte für Köllmann allemal drin sein, wenn er sich noch ein bisschen steigert. Bei der DLV-Gala in Mannheim überzeugte Köllmann. 21,09 Sekunden hat er seitdem auf der Uhr stehen. Doch es soll noch schneller werden. Anderthalb Zehntel will der Blau-Weiße seine Bestzeit also noch drücken. „Wenn der Wind gut ist und ich endlich meinen Start erwische, dann könnte auch eine 20,8 da stehen. Als ich das Video aus Mannheim gesehen habe, ist mir aufgefallen, dass die Konkurrenten da direkt am Start einen Meter aufgeholt haben oder weggezogen sind. Da geht noch einiges“, meint Köllmann, der derzeit in der europäischen Bestenliste der U20 Achter ist. Ganz an der Spitze stehen Großbritanniens Elliot Powell (20,68 sec), gegen den Köllmann in Mannheim gelaufen ist, und Reece Prescod, ein weiterer Brite, der mit 20,70 Sekunden außer Reichweite scheint. Richtig eng geht es dann in den von Köllmann angepeilten Zeiten zu. Sieben Athleten haben Zeiten zwischen 20,94 und 21,10 Sekunden stehen. Womöglich fallen zwei als Konkurrenten für Köllmann schon aus, weil sie noch U18 sind – und in Cali, Kolumbien, parallel die U18-WM steigt.
Für Köllmann, der am heutigen Mittwoch (8. Juli) seinen 19. Geburtstag feiert, ist der Wettkampf in Schweden die erste internationale Meisterschaft. Vor zwei Jahren verhinderte eine Zerrung Köllmanns Teilnahme bei der U18-WM in Donezk. Damals wäre er noch über die Hürden gestartet, denn bevor er sich für die flachen Distanzen entschieden hat, war er 2013 sogar Deutscher Meister in Rostock über die 110 Meter Hürde. Es war einer von bislang fünf DM-Siegen für Köllmann. Mit der 4x100-Meter-Staffel gewann er in Rostock ebenfalls. Von der Hürde wendete er sich dann vor einem Jahr ab: „Das war nicht mehr das, was ich mir vorgestellt habe. Ich war immer nur zwischen den Hürden schnell, nicht über der Hürde.“
Auch bevor er sich ganz dem Sprint verschrieb und vom Weseler TV ins Internat an der Hollandstraße einzog, holte er einen DM-Titel im Lohrheidestadion, genau genommen sogar seinen ersten. Mit der 4x400-Meter-Staffel triumphierte er hier in der U20 – dieser Wettbewerb wird traditionell im Rahmen der Männer- und Frauen-DM ausgetragen. Im Wattenscheider Trikot folgten dann die beiden Hallen-Titel in Neubrandenburg über 200 Meter und mit der 4x200-Meter-Staffel in Deutscher Rekordzeit – in Wattenscheid ist Köllmann in der Trainingsgruppe von Slawomir Filipowski also voll eingeschlagen. Das Zimmer teilt er sich mit Philipp Trutenat, der schon in Weseler Zeiten Gefährte von Köllmann war. In Wattenscheid hat er sich eingelebt: „Es macht Spaß bei Slawo!“ In seinem letzten Jugendjahr will der 1,84 Meter große Sprinter aus dem Hünxer Stadtteil Bruckhausen jetzt auch den Sprung aufs internationale Parkett schaffen.
Mit der deutschen 4x100-Meter-Staffel soll es auf jeden Fall mit einer Medaille klappen. Köllmann gewohnt knapp: „Ich möchte Gold. Der Bundestrainer auch. Und wir sind auch in der Lage dazu.“
Seinen ersten 200-Meter-Einsatz hat er am 17. Juli um 20 Uhr. Das Halbfinale und Finale folgen am 18. Juli um 16 Uhr beziehungsweise 18.35 Uhr. Mit der Staffel ist Köllmann am letzten Tag der EM, Sonntag, 19. Juli, um 11.10 Uhr und final um 16.20 Uhr dran.