Hallen-DM: TV Wattenscheid 01 optimistisch

16.02.2024

„Wir sind stolz auf eine jetzt 20-jährige Partnerschaft mit dem TV Wattenscheid 01, unser Herz schlägt für die Leichtathletik“ – mit diesen Worten verabschiedete der neue Sprecher der Geschäftsführung der Stadtwerke Bochum, Frank Thiel, die Athleten und Athletinnen des TV Wattenscheid in Richtung Deutsche Hallenmeisterschaft in Leipzig. Leipzig, so Thiel, sei aber nur das erste Highlight in einem großen Jahr für die Leichtathletik, mit einer Hallen-WM in Glasgow, den Europameisterschaften in Rom und den Olympischen Spielen in Paris.

Mit 25 Athletinnen und Athleten reist der TV Wattenscheid nach Sachsen. Und wie immer sind einige Medaillenkandidatinnen und -kandidaten dabei.

Bei der traditionellen Presskonferenz vor den Deutschen Hallenmeisterschaften in den Räumlichkeiten des Hauptsponsors des TV 01, den Stadtwerken Bochum, sagte Manager Michael Huke am Dienstag, er selbst rechne mit um die acht Finalteilnahmen und vier bis fünf Medaillen. „Damit wären wir sehr zufrieden“, so Huke, „Prognosen werden allerdings schwerer, es gibt immer mehr Vereine, die Medaillenchancen haben. Aber der Schwung aus der Halle bringt einen durch die ganze Saison.Für die Trainer ist das bei der Vielzahl der Höhepunkte in dieser Saison allerdings schwer zu dosieren, das ist eine große Herausforderung. Aber da habe ich ein großes Vertrauen.“

Mit Sicherheit Medaillenchancen hat Mittelstreckler Marius Probst. Der hatte noch am letzten Wochenende eine neue persönliche Bestzeit über 800 Meter auf die Bahn gebracht. „Nach diesem Wochenende geht es mir tatsächlich wieder gut, das war ein Superlauf, ich bin topfit“, sagte der angehende Grundschullehrer, „wir haben in Robert Farken einen ganz starken Gegner dabei. Aber die 1500 Meter sind nicht vorhersehbar, und ich habe bei den letzten Meisterschaften immer eine Medaille geholt und gehe davon aus, dass ich vorne mit dabei bin.“ Marius Probst kann auch hier Punkte für eine Nominierung für eines der Großereignisse sammeln – „aber eine Einzelnorm ist natürlich immer viel schöner“. Die strebt Maximilian Feist nicht an – aber eine gute Platzierung schon. Auch er hatte am letzten Wochenende eine neue 800-Meter-Bestzeit erzielt, hatte eigentlich keine Hallensaison geplant, weil er im Frühling auf die 3000-Meter-Hindernis-Strecke wechselt und liebäugelt jetzt mit der Chance auf eine Bronzemedaille. „Ich bin sehr gut in Form“, sagte Maximilian Feist. Eine Woche nach den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig stehen dann noch die Langstaffeln an. Und da haben die Wattenscheider um Probst und Feist einen Titel aus dem letzten Jahr zu verteidigen. Weiter Erfahrungen sammeln will Neuzugang Florian Zittel, der in der Halle über 1500 Meter startet. Der Hindernisläufer und frischgebackene Westfalenmeister hat sich gut eingelebt in Wattenscheid: „Der Stützpunkt, das Equipment, das Umfeld, das ist schon etwas anderes als in Karlsruhe. Ich habe ein bisschen gebraucht, aber jetzt steigt die Form. Ich will in Leipzig abliefern und dann im Sommer wieder Deutscher U23-Meister werden. Aber jetzt will ich auch bei den Erwachsenen mitmischen.“

Ähnlich ist es auch bei den Wattenscheider Frauen auf der Mittelstrecke: Verena Meisl ist in diesem Jahr keine U23-Athletin mehr – und hat sich etwas vorgenommen. „Ich bin Platz vier der Meldeliste“, sagte sie, „da geht der Blick nach vorn in Richtung Podest. Ich fühl mich bereit. Ich will so lang es geht, vorne mitreden.“ Das wünscht sich die Neu-Wattenscheiderin Fabiane Meyer, die aus Gronau ins Ruhrgebiet gewechselt ist. „Alle haben mich hier herzlich aufgenommen, ich habe mit Verena eine tolle Trainingsgruppe“, so Meyer, „zu Hause ist es nicht so professionell wie hier, mit Physio und Wärmebecken vor Ort.“ Ihr Ziel für Leipzig: das Finale. „Und dann schauen wir, was möglich ist, ich will möglichst vorn rein laufen.“

Viel mehr hat Hürdensprinterin Monika Zapalska zu verlieren. Sie ist schließlich die Titelverteidigerin über die 60 Meter Hürden. „Die Titelverteidigung ist mein größtes Ziel“, sagt die Wattenscheiderin, „mit den Zeiten bin ich in dieser Saison noch nicht so zufrieden, da geht auf jeden Fall noch mehr, ich bin zuversichtlich.“ Ihre Hauptkonkurrentin, Franziska Schuster aus Leverkusen, ist derzeit in großer Form. Monika Zapalska aber gibt sich kämpferisch: „Wenn ich an der ersten Hürde vorn bin, geht es rund“, sagt sie.

Für Robin Erewa sind es höchstwahrscheinlich die letzten Deutschen Hallenmeisterschaften. Der Routinier (Jahrgang 1991) und achtfache Deutsche Meister im Sprint ist auf Abschiedstour. „Die Leistung sind nicht mehr so krass“, sagt er, „aber ich bin entspannt, da ist eben viel Routine. Ich genieße den Moment.“ Nur um dann eine Ansage zu machen, die sich wahrscheinlich nur beim TV Wattenscheid herausgenommen werden kann: „Staffel-Gold ist safe!“ Zu dieser Staffel gehören neben Westfalenmeister Joshua Koßmann auch der erfahrene Michael Bryan und Neuzugang Julien-Kelvn Clair. „Hier ist das Training anspruchsvoller, auch technisch“, erzählt der Sprinter, der aus Halle kam, „in Halle war das eher alte Schule. Das Ziel ist Staffel-Gold, es gibt keinen anderen Weg. Mit Robin und Michael sind zwei Sekunden weniger drin.“

Bei den Frauen startet die junge Jolina Ernst im Sprint. Die junge Athletin, (Jahrgang 2004), Tochter von Sprinttrainer André Ernst, will einfach Spaß haben. „Ich gehe entspannt in die Meisterschaften, wenn ich realistisch denke, weiß ich, dass ich keine Medaille holen kann“, sagt die 19-jährige, die zuletzt eine Zeit von 7,50 Sekunden über die 60 Meter gerannt war und sich so für die Meisterschaften überhaupt erst qualifiziert hatte.

Mit der Kugel sieht es für Julia Ritter da schon anders aus. Julia Ritter ist in der Halle immer für eine Medaille gut – auch wenn es zuletzt nicht so lief, wie gewünscht. „Meine Saison war bisher nicht gut, ich hatte zum ersten Mal einen schweren Winter mit Krankheit. Mir fehlt der Rhythmus, es fehlen eine Menge Stöße. Ich bin aber zuversichtlich für das Wochenende. Ich will 18,20 Meter stoßen, das wäre die Bestätigungsnorm für die Hallen-WM in Glasgow, dann wäre ich sicher dabei.“ Der Kugelstoß-Wettbewerb findet bereits am Freitagabend statt.

Im Hochsprung der Frauen wartet dann die nächste Medaillenchance für den TV Wattenscheid 01. Christina Honsel ist eine der Favoritinnen auf die Goldmedaille, aber es wird wohl ein enger Wettkampf gegen Hauptkonkurrentin Imke Onnen. Und zuletzt wurde Christina Honsel noch durch eine Erkältung ausgebremst – wodurch sie auch die Pressekonferenz am Dienstag verpasste. „Gold wird Ihr Ziel sein. Am Ende werden wohl die Tagesform und die Fehlversuche dieses Duell entscheiden“, sagte deshalb Michael Huke. Zur hallen-WM in Glasgow aber fährt Christina Honsel auf jeden Fall, die Qualifikation dafür steht schon länger fest. Aufsteigende Form bewies zuletzt die zweite Hochspringerin des TV 01, die in Leipzig dabei sein wird, Luisa Deeken. In Höhen wie Christina Honsel schraubt sich die junge Wattenscheiderin noch nicht, zuletzt aber gelang ihr mit 1,78 Meter eine neue persönliche Bestmarke. „1,80 sind mein Ziel, sagte sie am Dienstag, „das geht, ich muss einfach meinen Kopf ausschalten und mich überraschen lassen.“

 

Das TV01-Team auf dem Weg zur Deutschen Hallenmeisterschaft (Foto: TV01)