Hallen-DM: Vier mal Gold, dreimal Silber in Leipzig

28.02.2022

Damit hatte nicht unbedingt jeder gerechnet: Der TV Wattenscheid 01 hat bei den Deutschen Hallenmeisterschaften der Leichtathleten in Leipzig an diesem Wochenende auch mit einer kleinen Mannschaft viel gewonnen. Insgesamt gab es sieben Medaillen, vier mal Gold und dreimal mal Silber. Dazu knackten die Wattenscheider Leichtathleten einige Normen für die Hallen-Weltmeisterschaften in Belgrad.

Tatjana Pinto holte sich wie von ihr gewünscht die Gold-Medaille über die 60 Meter. Die Neu-Wattenscheiderin rannte in der deutschen Jahresbestleistung von 7,16 Sekunden zu ihrem insgesamt dritten Deutschen Hallenmeister-Titel. Schon im Halbfinale war Tatjana Pinto die Schnellste (8,22). „So langsam komme ich in Schwung“, sagte die frisch gebackene Hallenmeisterin nach ihrem Sieg und blickte gleich hoffnungsfroh in die nähere Zukunft: „Es macht einfach Spaß. Ich hatte mir vorgenommen, den Titel zu holen und es hat geklappt. Ich finde meinen Stil wieder. Da kommt die Hallen-WM Ende März gerade recht. Da ist noch einiges drin.“

Gold gab es auch für Jessie Maduka. Die Dreispringerin hatten nicht alle auf dem Zettel, wenn es um den Titel geht, auch wenn sie bei den letzten Meisterschaften stets Medaillen gewonnen hatte. In Leipzig aber durchbrach Jessie Maduka am Samstag auch ihre „persönliche Schallmauer“. Im vierten Versuch kam die Wattenscheiderin nach genau vierzehn Metern in der Grube auf – der erste 14-Meter-Sprung ihrer Karriere überhaupt. Das bedeutete Gold, keine der Konkurrentinnen konnte mehr kontern. „Zwei kleine Träume sind wahr geworden heute“, sagte Jessie Maduka nach ihrem Wettkampf, „vierzehn Meter und der erste Deutsche Meistertitel. Besser geht es nicht. Die anderen waren superstark und ich war froh, dass es am Ende gereicht hat!“ Ihr engstes Umfeld vergaß sie dabei nicht: Ein ganz besonderer Dank ging an ihren Trainer Ralf Jaros, der sie nach ein langwierigen Verletzung wieder aufgebaut und an die nationale Spitze geführt hatte.

Seine erste Goldmedaille bei Deutschen Meisterschaften sicherte sich auch Patrick Schneider. Der Langsprinter des TV Wattenscheid 01 gewann den Titel über die 400 Meter. Damit wurde der deutsche Jahresbeste seiner Favoritenrolle gerecht, auch wenn es auf der Zielgeraden noch ein hartes Stück Arbeit war. Bereits im am Samstag hatte Patrick Schneider, der seine erste echte Hallensaison absolviert, eine ganz starke 46,44 auf die blaue Bahn gezaubert, persönliche Bestzeit und gleichzeitig die Norm für die Hallen-WM in Belgrad. Das mit der Norm wiederholte Patrick Schneider im Finale am Sonntag. Bei 46,45 Sekunden blieb die Uhr für Patrick Schneider stehen. Patrick Schneider sagte denn auch nach dem Rennen: „Ich habe mit meinem Coach ausgemacht, zuerst zählt der Titel, und wenn das klappt, werde ich bei der WM definitiv an der Start gehen.“

Die Männer-Staffeln des TV Wattenscheid 01 haben in Leipzig Himmel und Hölle zugleich erlebt. Über die 4 mal 200 Meter gewannen Robin Erewa, Kevin Ugo, Noel-Philippe Fiener und Mateusz Lewandowski überlegen die Goldmedaille – in 1:24, 87 Minuten. Als Schlussläufer Noel Philippe Fiener die Ziellinie überquerte, wusste er schon, was los ist und reckte den Staffelstab in die Höhe. Die zweite Staffel mit Maximilian Heinrichs, Torben Junker, Maurice Huke und Philipp Trutenat schied wegen eines klaren Fehlstarts von Startläufer Maximilian Heinrichs aus.

Silber holte sich Monika Zapalska – in einem Herzschlagfinale über die 60 Meter Hürden. Eine Tausendstelsekunde trennte die Hürdensprinterin von der Goldmedaille. Zumindest sahen das die Kampfrichter so. Auf dem Zielfoto, dass sich Monika Zapalska ausgedruckt mit nach Hause nahm, war das nicht zu erkennen. Einem Protest des TV Wattenscheid 01 wurde nicht stattgegeben. Trotzdem konnte Monika Zapalska sehr zufrieden sein. Neben dem Gewinn der Silbermedaille lief sie eine Zeit, die sich wirklich sehen lassen konnte. Bei 8,13 Sekunden blieb die Uhr stehen, Saisonbestleistung. Schon nach ihrem lockeren Sieg im Halbfinale (8,22) hatte Monika Zapalska eine weitere Steigerung angekündigt „Das wird noch besser!“ sagte sie zwischen den Läufen. Und wirklich: Am Ende war es ein (fast) perfekter Lauf, nach einigen Wettkämpfen in dieser Hallensaison, in der sie immer wieder an der WM-Norm für Belgrad gekratzt hatte. „Schade, dass ich nicht Erste geworden bin“, sagte die stolze Wattenscheiderin nach dem Finale, „aber die Zeit ist Hammer – und endlich habe ich die WM-Norm!“

Auch Robin Erewa gewinnt die Silber-Medaille - über die 200 Meter. Der Sprinter des TV Wattenscheid rannte auf den zweiten Platz, in einem bis kurz vor Schluss hart umkämpften Finale. Bei 20,99 Sekunden blieb die Uhr für Robin Erewa stehen. Im sicher gewonnenen Halbfinale war der vielfache deutsche Meister über die 200 noch ein wenig schneller unterwegs gewesen (20,81 Sekunden). Seine Vereinskollegen Mateusz Lewandowski (21,85 Sekunden), Noel-Philippe Fiener (21,53) und Maximilian Heinrichs schafften es leider nicht in den Endlauf, zeigten aber ansprechende Leistungen. Maximilian Heinrichs gelang mit einer Zeit von 21,59 dazu die Einstellung seiner persönlichen Bestzeit.

Christina Honsel ebenso ist Deutsche Hallen-Vizemeisterin - im Hochsprung. Die Freiluftmeisterin des Jahres 2020 des TV Wattenscheid 01 wiederholte damit ihren Erfolg aus dem letzten Jahr in Dortmund. Also wieder Silber, und das auch noch mit der gleichen Höhe. 1,83 Meter schaffte Christina Honsel, die sich nach einer längeren Auszeit aus Verletzungsgründen so langsam wieder an die nationale Spitze herantastet. Vereinskollegin Charlotte Haas wurde mit 1,70 Metern Sechste. Damit blieb die Nachwuchsspringerin etwas unter dem, was sie in dieser Saison schon gezeigt hatte.

Für Julia Ritter endeten die Deutschen Hallenmeisterschaften ohne die erhoffte Medaille. Die Kugelstoßerin zeigte in Leipzig trotzdem einen ganz hervorragenden Wettkampf - und wurde doch nur Vierte. Dabei stieß die Wattenscheiderin mit 18,24 Metern und sogar 18,39 Metern im sechsten und letzten Versuch gleich zweimal persönliche Bestleistung. Damit übertraf auch Julia Ritter die Norm für die Hallen-WM.

Für die erhoffte Medaille in der 4 mal 200-Meter Staffel der Frauen hat es für den TV Wattenscheid 01 bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig ganz knapp nicht gereicht. Die Wattenscheider Staffel in der Besetzung Tatjana Pinto, Monika Zapalska, Jessie Maduka und Sophie Bleibtreu kam auf Platz Vier - in 1:36,49 Minuten. Gestartet im ersten von zwei Zeit-Endläufen lagen die Wattenscheiderinnen nach Startläuferin Tatjana Pinto weit in Front, Dreispringerin Jessie Maduka büßte diesen Vorsprung aber wieder ein. Monika Zapalska holte die Führung für die Wattenscheiderinnen zurück, Schlussläuferin Sophie Bleibtreu unterlag dann aber auf der Zielgeraden. In der Endabrechnung nach dem zweiten Lauf waren andere schneller.

Über die 60 Meter der Männer gab es zwar keine Erfolge zu feiern – dennoch schlugen sich die Wattenscheider Sprinter Philipp Trutenat und Kevin Ugo ordentlich. Trutenat (6,75 Sekunden) als Vierter und Ugo (6,76) als Fünfter ihrer jeweiligen Halbfinals zeigten das, was im Moment möglich ist, Kevin Ugo lief Saisonbestleistung.

Über 60 Meter Hürden konnten die Jungen nach dem Karriereende von Erik Balnuweit in diesem Winter zeigen, dass in Zukunft mit ihnen zu rechnen ist: Marius Lewald rannte im Halbfinale in 8,13 Sekunden zu einer persönlichen Bestzeit und kam ins Finale (8. Platz, 8,16 Sekunden), Noah Braida wurde mit der persönlichen Bestzeit von 8,36 Sekunden im Halbfinale Zwölfter in der Endabrechnung.

Ebenfalls noch jung ist 800-Meter-Läuferin Laura Kaufmann. Sie zeigte aber trotzdem ein beherztes Rennen im Halbfinale, wurde erst kurz vor Schluss abgefangen und musste mit dem vierten Platz vorlieb nehmen, der nicht für den Endlauf reichte. Ihre Zeit: 2:10,56 Minuten.