U20-Hallen-DM 2016: Heimspiel in Dortmund

18.02.2016

Das Aufgebot des TV Wattenscheid für die Deutschen U20-Meisterschaften steht: Es umfasst genau 20 Einzelathleten, die Normen unterboten haben, zehn Jungs, zehn Mädels. Viele Wattenscheider freuen sich auf das Heimspiel in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle, der nächstgelegenen Halle mit Leichtathletik-Rundbahn. Sie kennen die Gegebenheiten des Austragungsortes aus dem Effeff – nicht nur weil viele Athleten des TV 01 hier regelmäßig trainieren, sondern auch weil sie immer wieder zu Wettkämpfen Halt in Dortmunds altehrwürdiger Leichtathletik-Festung machen. „Für uns ist es natürlich ein Heimspiel, aber die Aufgeregtheit fehlt auch“, sagt Jugendtrainer Markus Kubillus. Keine Busfahrt, keine Hotelübernachtung, kaum DM-Flair – das ist der Nachteil einer solchen Meisterschaft vor der Haustür.
Ob die Wattenscheider nun die DM-Medaillen aus Leipzig, Karlsruhe oder Dortmund mit in die Lohrheide bringen, ist freilich egal. „Eine Hand voll Medaillen“ hofft Kubillus mitnehmen zu können. Die Chancen auf fünfmal Edelmetall stehen nicht schlecht. Und wenn alles glatt geht, kann der Wattenscheider Trainer die Zahl der Medaillen auch nicht an einer Hand abzählen.
Zu einem heißen Duell kommt es auf der 60-Meter-Sprintstrecke. Keshia Kwadwo und die zwei Jahre ältere Meldeschnellste Chantal Butzek sind die großen Favoriten. Auch die Wattenscheiderin erwartet einen Zweikampf, nimmt ihn aber sportlich: „Ich mache mir da keine großen Gedanken drüber. Ich laufe einfach und gebe mein Bestes und der Bessere wird gewinnen.“ Im Vorjahr schrammte Kwadwo gegen bis zu drei Jahre ältere Konkurrenz am Podest vorbei – die Tausendstel entschieden. Kwadwo wurde Vierte.
Werferin Julia Ritter hat gleich die Doppelchance. Im U20-Kugelstoßen will die amtierende U18-Weltmeisterin nach ihrer Bestweite (16,30m) eine Medaille holen. Und das hat sie auch im Diskuswurf vor, der auf der Anlage in Wattenscheid stattfindet. Realistisch ist das allemal. „Im Diskus ist es aber schwierig einzuschätzen, weil viele noch nicht geworfen haben. Ich denke, ich kann an die 50 Meter werfen. Damit kann man am Ende Erste, Zweite oder Dritte werden“, sagt Ritter, die keine Probleme mit dem angekündigten schlechten Wetter hat: „Es soll regnen, aber mir macht das nichts aus.“ Und auch Diskuswerfer Roman Heil will sich am liebsten mit einer Medaille aus der Jugend verabschieden. Der Kampf um Edelmetall dürfte eng werden.
Nach Rang vier im Finale von Neubrandenburg im Vorjahr und der WM-Teilnahme geht Florian Colon Marti als Mitfavorit über 400 Meter ins Rennen. „Das große Ziel ist die Medaille“, sagt Colon Marti, der verhaltene Töne anschlägt. Grund sind Beugerprobleme, die nach den Westdeutschen Meisterschaften in Leverkusen wieder aufgebrochen sind. Als Meldeschnellstem traut ihm aber auch Kubillus eine Medaille zu – reicht es sogar für ganz vorne?
Traditionell sind auch die Wattenscheider 4x200-Meter-Sprintstaffeln Favorit. Einen legendären Lauf legte das männliche TV-01-Quartett im Vorjahr mit einem Deutschen Rekord hin. Diesmal wird es enger werden. Top vorgemeldet sind die Mädels in diesem Jahr nicht. Das Quartett ist mit einer mittelmäßigen Zeit gemeldet – im Vorjahr war es vier Sekunden schneller. Der erste Blick dürfte daher täuschen.
Bei den Jungs dürften sonst noch Philipp Trutenat (60m), Leander Czech (800m), Noel Zang (Hochsprung) und Christopher Koch (Kugel/Diskus) Chancen haben, unter die besten Acht zu kommen. Finn Merten (800m) musste seinen Start absagen. „Er hat eine Halsentzündung. Es ist nicht tragbar, ihn laufen zu lassen“, sagte Kubillus. Für Noel Fiener (60m), David Spohn (Speerwurf) und Tim-Moritz Schiller (800m) wäre eine Finalteilnahme dagegen ein Riesenerfolg.
Für Synthia Oguama und Ronja Frei wird es bei den Mädels ein hartes Wochenende. Staffel, 60 Meter und dann auch noch das wichtige Weitspringen – beide hätten sogar noch die Quali für die 200 Meter, verzichten aber auf diesen Lauf. Die Wattenscheider Sprintgarde um Keshia Kwadwo vervollständigen Desiree Bomba und Neuzugang Christin Bischoff. Ihre DM-Premiere im Wattenscheider Trikot feiert auch Kugelstoßerin Hanna Meinikmann. Gute Finalchancen haben die Speerwerferinnen Fenja Brennholt (U20) und Jacqueline Meier (U18) sowie Julia Tertünte über 1.500 Meter. 2015 hatte Tertünte Bronze um Zentimeter verpasst. „Diesmal ist das Feld aber deutlich stärker“, weiß ihr Trainer Markus Kubillus.